Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)

RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572

Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560—1572 13 es zu verzögern, und der Gesandte war deshalb bereits wenige Tage nach seinem Eintreffen zu einer Apologie der kaiserlichen Konzilsgesinnung gegenüber dem Kardinal von Ferrara und dem spanischen Gesandten Var­gas gezwungen20). Inzwischen war die kaiserliche Antwort auf die Kon­zilswerbung des Papstes in Rom eingetroffen und Arco hatte am 14. Juli Gelegenheit zu einer persönlichen Unterredung mit Pius IV. Zur Sprache kamen vor allem die kaiserlichen Forderungen nach Laienkelch und Priesterehe. Dem Gesandten schien der Papst konzessionsbereit und nur durch Rücksichten auf die disziplinären Folgen und auf die zu erwartenden Anliegen anderer Nationen gehemmt. Ehe es jedoch zu eigentlichen Ver­handlungen kam, hatte Pius IV. die beiden Artikel den Kardinälen — die er in Fragen de iure positivo nicht umgehen könne — vorgelegt, und die Kongregation wiederum hatte das künftige Konzil für kompetent er­klärt 21); der Gesandte stand hier zum ersten Mal jenem elastischen Zu­sammenwirken von Papst und Kongregation gegenüber, mit dem er von nun an unter Pius IV. fast in jeder bedeutenderen Angelegenheit zu rech­nen hatte. Der Rest des heißen und fiebrigen Sommers, der auch den Papst auf das Krankenlager zwang, brachte keine wesentlichen Veränderungen der Situation. Indessen ergaben sich heftige und in die Zukunft wirkende Differenzen in einem anderen Sektor22). Die Grafschaft Pitigliano, ein kleines aber strategisch äußerst günstig gelegenes Territorium zwischen dem Macht­bereich der Medici und dem Patrimonium Petri, war seit 1513 Reichslehen. Die hier herrschenden Orsini zählten zu den unzuverlässigsten und bös­artigsten Dynasten der Spätrenaissance. Im Jahre 1546 hatten die Ein­wohner den regierenden Grafen Giovanni Francesco Orsini vertrieben und dessen Sohn Niccolö, der unter Karl V. gegen die Protestanten kämpfte, berufen. Niccolö, der diese Entwicklung aus der Ferne gefördert hatte, nahm die Herrschaft an und wurde ein noch grausamerer Tyrann als sein Vater; doch hatte ihm dieser die Ansprüche zediert, und Ferdinand I. er­2°) Bericht des französischen Gesandten in Rom vom 1. Juli: J’entendz que ee nouveau (ambassadeur) n’a rien apporté de la part de son maistre qui soyt ■pour haster la célébration du concile, ains plustost pour la retarder et diffi­culter ... Henry-Loriquet, Correspondance de Bourdaisiére 8. — Über die Aussprache mit Vargas und Ferrara berichtet Arco am 29. Juni: Sickel 79. Vgl. V o s s 65. 21) Weisung vom 20. Juni 1560 bei Sickel 73. — Über die Audienz be­richtet Arco am 15. Juli: S i c k e 1 84—86; vgl. Nuntiaturberichte II 1, LXXX. — G. Constant, Concession ä TAllemagne de la communion sous les deux espéces (Paris 1923) 164, 196. — H. Outram Evenett, The Cardinal of Lorraine and the Council of Trent (Cambridge 1930) 135. 22) Zum Folgenden: G. Fabriziani, I conti Aldobrandeschi e Orsini (Pitigliano 1897) 38—43. — Giuseppe Bruscalupi, Monográfia storica della contea di Pitigliano (Firenze 1907) 323—352. — Nuntiaturberichte II 3, 7—11. — Luigi Carcerer i, Cosimo primo Granduca (Verona 1926) 1, 48 ff. u. 94 ff.

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