Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 13. (1960)
RILL, Gerhard: Prosper Graf von Arco, kaiserlicher Orator beim Hl. Stuhl 1560 bis 1572
2 Gerhard Rill Gesandten als einen tadellosen und gebildeten Ehrenmann, der seine Geschäfte mit Ausdauer und Geschick erledige3). Und selbst Pius V. scheint nach kurzer Abwesenheit des Orators dessen Rückversetzung nach Rom gewünscht zu haben, obgleich sein Verhältnis zu diesem keineswegs vertrauteren Charakters war4). Prosper Graf von Arco, dem diese verschiedenartigen Beurteilungen galten, zählt nicht zu den berühmten oder berüchtigten Diplomaten seiner Zeit. Nur der Existenz seiner für zwölf Jahre zum Großteil lückenlos erhaltenen Berichte an den Kaiser hat der Gesandte ein relativ bescheidenes Nachleben in einschlägigen Werken, meist in Anmerkungen, zu verdanken. Biographische Hinweise in der Literatur sind hingegen äußerst selten5). Dabei bieten allein schon die erwähnten Berichte eine ausgezeichnete Quelle für die politische Tätigkeit Arcos«). Bei weitem nicht in dieser Vollstän3) Urteile Commendones und Morones: Nuntiaturberichte aus Deutschland II 6 (bearb. von I. Ph. Dengel, Wien 1939), 101, 277, 281; II 7 (1952), 7. — Bourdaisiére bezeichnet in Bericht vom 15. November 1560 den Gesandten als trés honneste gentilhomme et lettre. Correspondence de Philibert Babou de la Bourdaisiére, évéque d’Angouléme, publ. par Henry-Loriquet (Travaux de l’Académie Impérale de Reims 27, 1859), 70; ähnlich die Charakteristiken der spanischen Gesandten, der Gebrüder Requesens und Zuniga (s. unten S. 76 f.) aus den Jahren 1566 und 1568: ... (el embaxador) es muy honrrado cavallero y muy bastante ... Correspondencia diplomatica entre Espana y la Santa Sede durante el pontificado de S. Pio V, por Luciano Serrano (Madrid 1914) 1, 186 und 2, 462. 4) Siehe unten S. 55. 5) Einige Daten bei M. G. Constant, Rapport sur une mission scienti- fique aux archives d’Autriche et d’Espagne (Nouvelles archives des missions scientifiques et littéraires 18, Paris 1910) 177—182. — Die knappe Zusammenstellung in der Neuen Deutschen Biographie 1 (1953), 340 fußt auf Erwein von A r e t i n’s ungedruckter Geschichte der Herren und Grafen von Arco (verfaßt 1936—1945), Generation XIV—XV, 795—813; die Prosper- Biographie stellt — wie das gesamte Werk — eine ganz erstaunliche Leistung dar, besonders im Hinblick auf das kriegsbedingte Unvermögen des Autors, die wichtigsten Quellen und die Literatur selbst einzusehen. Trotz den damit verbundenen Mängeln (die Berichte konnten von Aretin überhaupt nicht, die Biographie Bernerios, siehe Anm. 9, nur in fehlerhafter Abschrift benützt werden) muß ausdrücklich festgesteilt werden, daß die im folgenden nur mehr gelegentlich zitierte Biographie eine wertvolle Vorarbeit darstellte. Die Einsichtnahme in das Werk Aretins ermöglichte mir Graf Ulrich von Arco-Zinne- berg, dem ich für ständige Förderung dieser Arbeit meinen ergebensten Dank sage. «) Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, StK. Rom Korrespondenz F. 12—28, 30—37; einige Berichte auch in der Hs. W 290/1. — Wie schon Constant, Rapport 187 f. bemerkte, haben nach der Edition Theodor Sickels (Zur Geschichte des Concils von Trient 1559—1563. Actenstücke aus österreichischen Archiven. Wien 1872) die Bearbeiter der Nuntiaturberichte aus Deutschland (II. Abt.) durch die subsidiäre Heranziehung der Gesandtenberichte aus Rom — die in vielen Fällen mehr zum jeweiligen Thema bieten als die Mitteilungen der Nuntien — ein ganz chaotisches Bild von der Arcokorrespondenz vermittelt.