Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

PILLICH, Walter: Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramtes von 1638–1780

520 Literaturberichte Wie der Autor selbst im Vorwort zum 3. Teil (1. Hälfte) dieser Ge­schichte der katholischen Kirche im pfälzischen Gebiet bemerkt, handelt es sich um kein ganz einheitliches Werk. Es wirkten sich vielmehr, je nach den Jahren der Entstehung der einzelnen Teile, verschiedene Motive aus, die durch die innere und äußere Situation bedingt waren. Mit den beiden ersten Teilen, die bis zum 16. Jahrhundert reichten, sollte einerseits im Volk etwas Interesse für die christliche Vergangenheit der Heimat geweckt, andererseits den Katecheten und beginnenden Studenten ein Behelf in die Hand gegeben werden, der fast ausschließlich auf der in Fülle vorhan­denen Literatur fußte. Mit dem dritten Teil entschloß sich der Autor, seine Arbeitsweise zu ändern, da die Reformationszeit in diesem Gebiet von katholischer Seite aus noch fast gar nicht bearbeitet worden war und ein reiches Material noch beinahe unerschlossen in den Archiven lag. Dieser dritte Teil mußte daher auf Archivforschung aufgebaut werden. Dadurch erweiterte sich aber das Projekt derart, daß es notwendig wurde, den geplanten Band zu teilen. 1955 erschien die erste Hälfte unter dem Titel „Das Zeitalter der Refor­mation (1556—1685)“. Nun liegt die zweite Hälfte vor, in welcher die Art der ersten beibehalten wurde und für deren Verständnis die Kenntnis der ersten auch einigermaßen Voraussetzung ist. Die Darstellung erstreckt sich auf das Gebiet der heutigen Pfalz, ein­schließlich der Saarpfalz, also auf das heutige Bistum Speyer. In der be­handelten Epoche war das Gebiet jedoch weder kirchlich noch staatlich eine Einheit, was für die übersichtliche Schilderung eine gewisse Schwie­rigkeit bedeutete, die jedoch gut gemeistert worden ist. Das Territorium teilte sich auf vier Diözesen auf. Neben Speyer waren es Worms, Mainz und Metz, zu denen bedeutende Landstriche gehörten. Wenn auch getrachtet wird, die religiösen Zustände und das kirchliche Leben in all diesen Ge­bieten zu erfassen und durch Beispiele zu belegen bzw. auf die mannig­faltigen Verschiedenheiten einzugehen, so liegt doch das Hauptgewicht des Interesses auf dem Bistum Speyer selbst. So sind den Speyerer Bischöfen eigene biographische Kapitel gewidmet, indes die anderen bloß genannt sind. Im vorigen Band war geschildert worden, wie der Bischof sitz Speyer, in einer freien Reichstadt gelegen und umgeben von den Landen des kalvini- schen Kurfürsten von der Pfalz, seine Existenz mit knapper Not gerettet hatte und wie seit dem 30-jährigen Krieg die religiöse Intoleranz gegen­über den Katholiken nicht mehr vollkommen durchführbar gewesen ist. Dieser Band nun setzt mit den für das Gebiet entscheidenden 80er- Jahren des 17. Jahrhunderts ein, in denen es möglich wurde, die katholische Kirche hier in Freiheit neu zu organisieren. Bedingt war dies durch den Regierungsantritt des katholischen Fürstenhauses von Pfalz-Neuburg in der Kurpfalz im Jahre 1685, das die katholische Kirche zwar nicht mit Gewalt wieder einführte, jedoch ungemein förderte. Aber auch Frankreich, das in den „Reunionen“ seit 1681 Teile der Kurpfalz besetzt hielt, rekatho- lisierte dort mit nicht geringem Druck, aber auch mit guten Missionären. So konnte von den Bistümern her mit einem Aufbauwerk begonnen werden, das bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts reichte und dem der erste

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