Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

PILLICH, Walter: Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramtes von 1638–1780

Rezensionen 521 Hauptteil des Bandes gewidmet ist. Unter den Speyerer Bischöfen ragte damals Kardinal Damian Hugo von Schönborn als große Persönlichkeit hervor, als die religiös eifrigste Gestalt unter den Mitgliedern seiner Fami­lie, die in jener Epoche zahlreiche Bischofsitze beherrschten. Es wird ein­gehend von seinen Bemühungen um die Ausbildung junger Priester für die Diasporagebiete gesprochen, die zur Gründung eines Seminars in Bruchsal, der bischöflichen Residenz, führten, während gleichzeitig in Hei­delberg durch den pfälzischen Kurfürsten eines eröffnet worden ist (1729 und 1730). Auch die Bedeutung der Kapuziner und Franziskaner als Mis­sionäre wird hervorgehoben. Um 1750 wird das Eindringen von febronianischen und aufgeklärten Ideen festgestellt, denen der schwache Bischof Kardinal von Hutten ebenso­wenig Widerstand leisten konnte, wie der eigenwillige, aufbrausend-starre Bischof August Graf von Limburg-Stirum, der seine Diözese wie einen Polizeistaat regieren wollte. Mit dem Schwinden des überragenden Ein­flusses der Jesuiten am kurfürstlichen Hof in Heidelberg drang in den 60er-Jahren auch dort die Aufklärung in Form des Staatskirchentums ein. Im Einzelnen wird die Wirkung der Aufklärung auf das religiöse Leben und auch auf die Schulen in positiver und negativer Hinsicht gezeigt. Hiebei hätte aus grundsätzlichen und Vergleichsgründen die Heranziehung der österreichischen Forschungsergebnisse von Fritz Valjavec (Der Jose­phinismus, Wien 1945) und Ferdinand Maaß (Der Josephinismus, 4 Bände, Wien 1951—57) einige Hilfe geboten. Schließlich nimmt die Schilderung der Ereignisse der französischen Revolution, die sich in den Reunionen vom ersten Anfang an spürbar machten, bis zum Frieden von Lunéville und der Abtretung des linksrheini­schen Gebietes der Pfalz an Frankreich einen beträchtlichen Raum ein. Wenn hier von der Speyerer Diözese gesagt werden kann, kaum einer oder der andere Seelsorgegeistliche habe sich während der Revolution unter den Abtrünnigen befunden, — und dies in der nächsten Nachbarschaft des aufklärerischen Erzbistums Mainz —, so ist darin sicherlich die Frucht der Tätigkeit der eifrigen Bischöfe früherer Jahrzehnte zu erblicken. Ein gewissenhaftes Literaturverzeichnis, ein genauer Anmerkungsappa­rat und ein Personenverzeichnis, sowie eine Karte über die kirchliche Organisation im Gebiet der Pfalz am Vorabend der französischen Revo­lution schließen den Band ab. Es ist damit eine sehr wertvolle Leistung vollbracht worden, die alle Anerkennung verdient. Der Wert liegt vor allem in der Sammlung des Materials, dem gegenüber die Lebendigkeit und Kunst der Darstellung etwas zurückbleibt. Der Band ist gut bebildert. Anna Coreth (Wien). Sauser Ekkart, Die Zillertaler Inklinanten und ihre Ausweisung im Jahre 1837. Schlern-Schriften, hrsgg. von R. Klebelsberg, Nr. 198, Innsbruck, Uni­versitätsverlag Wagner, 1959, brosch., 105 Seiten. Es handelt sich hier um eine kirchengeschichtliche Dissertation an der Innsbrucker theologischen Fakultät. Für einen jungen Autor ist es umso erstaunlicher, daß er sich an dieses vielumstrittene Thema nochmals heran­wagt und es mit einer anerkennenswerten Sicherheit der Quellenbenützung

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