Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
PILLICH, Walter: Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramtes von 1638–1780
Rezensionen 523 daher zunächst nicht kurzweg von Angehörigen des Augsburgischen Bekenntnisses, als welche die Inklinanten schließlich von protestantischer Seite anerkannt und aufgenommen worden sind, sondern von Sektierern sprechen müsse, auf die sich die Privilegien des Toleranzpatentes nicht erstreckten. Er kommt zu dem abschließenden Urteil, daß sowohl von der katholischen Kirche wie auch vom Land Tirol, wie aber auch von Seiten der staatlichen Gesetzgebung durchaus rechtlich, ohne überflüssige Härten und nach klarer Überlegung gehandelt worden ist. Anna C o r e t h (Wien). Hales E. E. Y., Papst Pius IX. Politik und Religion. Mit einem Nachwort von Andreas Posch. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1957, Ln., 532 Seiten. In der Geschichte Europas von 1846—1878 nimmt Papst Pius IX. eine ebenso umstrittene wie bedeutende Stellung ein. Jener Papst, dem das bisher längste Pontifikat vergönnt war, ist auf eine seltsame Weise die Verkörperung aller jener Ideen gewesen, die seine Zeit beherrschten. Vielleicht ist sogar die von seinen Feinden mit Recht vermerkte Tatsache, daß er nicht über diesen Ideen stand und ihnen daher kein objektiver Richter sein konnte, mit ein Grund für die vor 1848 unvorstellbare Steigerung des Ansehens des Papsttums in der ganzen Welt gerade durch den „Gefangenen im Vatikan“ gewesen. Verhältnismäßig jung zum Papst erwählt, hat Pio IX, vormals Graf Mastai-Ferretti und Bischof von Imola, in den ersten Jahren seines Pontifikats im Kirchenstaat jene Reformen durchgeführt, die ihm den Ruf des liberalsten Souveräns in Europa und die glühende Bewunderung der Italiener eintrugen, während es in Österreich Staatskanzler Metternich für geraten hielt, den neuen Papst nachdrücklich vor übereilten und unnötigen Konzessionen an den Zeitgeist zu warnen. Erst die europäische Revolutionswelle von 1848 und der gemeinsam mit ihr immer stärker werdende Wunsch der Italiener nach Einigung und Freiheit, der zwangsläufig zu einem Krieg mit Österreich führen mußte, haben dem Wirken des „liberalen“ Pius IX. ein Ende bereitet. Selbst bis an sein Lebensende ein begeisterter Italiener, begrüßt er die Vertreibung der Österreicher aus Mailand und segnet noch Ende März 1848 das seinem Herzen am nächsten stehende „ganze Land Italien“. Als er jedoch vor die Entscheidung gestellt wird, Österreich den Krieg zu erklären, enttäuscht er die Hoffnungen aller jener, die ihn bereits als Führer im Kampf um die italienische Einigung bejubelt hatten, siegt der Papst der katholischen Kirche über den gefeierten italienischen Nationalheros. Die brutale Ermordung seines Ministers Rossi durch radikale Revolutionäre, die Flucht nach Gaeta und die römische Republik Mazzinis haben Pius IX. zum entschiedenen Gegner von Aufklärung und Liberalismus gemacht, deren folgerichtigen Auswirkungen er in der kirchenfeindlichen Politik des Risorgimento bis zum bitteren Ende der Besetzung des Patrimonium Petri durch die Armee Vittorio Emanueles zu erkennen glaubt. Der entscheidenden Bedeutung dieser Erlebnisse für die Entwicklung der Persönlichkeit Pius IX. mißt der Verfasser des vorliegenden Werkes das gebührende Gewicht zu. Obwohl H. in seinem Vorwort ausdrücklich be-