Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
PILLICH, Walter: Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Obersthofmeisteramtes von 1638–1780
Rezensionen 517 setzungsbände in raschem Fluß herauszubringen und die noch rückständigen Jahre aufzuholen, damit schon bald der Gegenwartsstand der Südostliteratur erreicht werden kann. Friedrich Walter (Wien). Kirchen- und Religionsgeschichte. Zschäbitz Gerhard, Zur mitteldeutschen Wiedertäuferbewegung nach dem großen Bauernkrieg. (Leipziger Übersetzungen und Abhandlungen zum Mittelalter, herausgeg. v. Prof. Dr. Ernst Engelberg und Prof. Dr. Horst Kusch f, Reihe B, Bd. 1.) Rütten und Loening, Berlin, 1958. 180 Seiten, Leinen geb. Wie Ernst Engelberg im Vorwort zu dieser Studie anführt, wird die nun beginnende Serie B dieser Veröffentlichungsreihe die Klassenkämpfe in ihren verschiedenen Erscheinungsformen nach der Methode des historischen Materialismus zum Gegenstand haben. Wenn Gerhard Zschäbitz dies für die Wiedertäuferbewegung in Angriff nimmt, so tut er dies, indem er zuvor seinen Standpunkt nach zwei entgegengesetzten Richtungen hin klarlegt. Einmal will er vor Einseitigkeit warnen, die aus der Tendenz der modernen mennonitischen Literatur, „unliebsame“ Erscheinungen aus der Geschichte des Täuferwesens zu eliminieren, erwachse, wodurch dessen Anfänge fälschlich als harmlos-friedliche erscheinen. Diese Eliminierung bezeichnet der Verfasser als „willkürliche Maßnahme ideologiegebundener bürgerlicher Geschichtschreibung“, womit er die Geschichtschreibung dieser religiösen Gemeinschaften selbst meint. Er hingegen sieht im Täufertum den „umfassenden Ausdruck antire- formatorischer Strömungen“ und zählt ihm Gruppen zu, die sich streng genommen von dem reinen Täufertum unterschieden. Wie schon vordem Karl Holl kritisiert er die von Troeltsch getroffene Scheidung zwischen Täufern und Spiritualen, da die Quellen eine kaum auflösbare Verschmelzung von täuferischem Biblizismus und spiritualistischer Geistlehre zeigen. (16) Es sei auch nicht angängig, wie Bender in einer neuen Arbeit es tut, Hubmaier, Hans Denk, Hutter und Jan von Leyden, die in verschiedenen Punkten abwichen, als „spätere Entwicklungen“ und nicht als „ursprüngliches, wesentliches Täufertum“ zu bezeichnen. Es geht dem Autor eben letztlich um etwas anderes als um den Nachweis von Glaubenslehren, — obwohl er sich hier eingehend damit beschäftigt, sondern es geht ihm entsprechend dem Programm der Reihe um das Täufertum als Ausdruck des Klassenkampfes, um eine sozialistisch-ökonomische Revolutionsbewegung. „Der Versuch einer Einschätzung und Deutung religiöser Ausdrucksformen kann nur Aussicht auf Erfolg haben, wenn anerkannt wird, daß der Ablauf der Geschichte der menschlichen Gesellschaft ... letztlich von objektiven ökonomischen Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird“. Diese gelten, entsprechend der materialistischen Geschichtsauffassung, als die wahren Triebkräfte des Handelns (16, 17), während religiöse Kräfte des damaligen Menschen nicht aus einem apriorischen religiösen Bedürfnis abgeleitet, sondern als Produkt „gesellschaftlicher“ Erziehung angesehen werden, die den Volksmassen von den herrschenden Schichten aufgedrückt wurde.