Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

368 Friedrich Roemheld Noch am 23. März erreichte Reitz die Stadt Gondar. Er schickte sofort einen Boten an Kasa mit der Bitte, ihm einige Soldaten als Begleiter zu senden. Gleichzeitig ging Konstantins abessinischer Dolmetscher Gabriel mit ein paar Leuten ab, um Briefe und Geschenke an den Ras Ali zu be­fördern. Auf seine Rückkehr zu warten, war unmöglich; doch versprach ihm Reitz, bis Ende April in Gallabat zu bleiben, wo er wieder zu ihm stoßen sollte. Am 24. traf ein Schreiben von Heuglins Jäger Kaspar Krüger ein, der sich vor drei Monaten in Doka von ihm getrennt hatte und nun bei Kasa weilte. Er forderte die Reisenden dringend auf, Gondar sofort zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Und da auch die von Kasa erbetenen Soldaten mit 12 Maultieren für das Gepäck kamen, so wurden die s. Zt. in Gondar zurückgelassenen Sammlungen schleunigst geordnet und gepackt. Darüber verging noch einmal ein ganzer Tag; erst am 26. konnte man aufbrechen. Die Fahrt ging in südwestlicher Richtung, und am Mittag kam die kleine Karawane in Asasso an. Hier wurde sie von einer größeren Geleitsmannschaft Kasas in Empfang genommen. Am 27. März kam der Tanasee beim Vorgebirge Torgora in Sicht. Dort traf Reitz zum zweitenmal mit Kasa zusammen, der ihn trotz allem Kriegslärm wieder aufs beste aufnahm. Allein schon in der Frühe des nächsten Tages machte sich Reitz auf Kasas unablässiges Drängen hin wieder auf den Weg. Er zog nach Westen in der Richtung auf Tschelga ab, nachdem ihm Kasa noch weitere 12 gute Maultiere für die Reise mitgegeben hatte, während Heuglin allen Kriegsunruhen zum Trotz zurückzubleiben beschloß, um noch ein paar Tage am See zu jagen und seine naturwissenschaftlichen Sammlungen zu vermehren. Da sich unsere Darstellung auf Heuglins Reisebeschreibung stützt, sind wir über den weiteren Verlauf der Reise von Reitz nur unvollkommen unter­richtet. In Wakne wartete er zehn Tage vergebens auf Heuglin und zog dann weiter nach Gallabat. Hier trafen die beiden Reisenden am 16. April in Metamma wieder zusammen. Heuglin war gar nicht über Wakne gekommen. Als ihm der Boden am Tanasee zu heiß geworden war, war er unmittelbar vor Beginn der Schlacht zwischen Kasa und dem Ras am 4. April in westlicher Richtung aufgebrochen und war durch Dagossa und Anaho und von da nordnordwestlich nach Metamma gezogen. Am 18. April kamen zwei Boten von Kasa mit der Nachricht, ihr Herr sei wirklich einige Tage nach Heuglins Abreise von Ras Ali angegriffen worden, habe ihm aber schwere Verluste beigebracht und ihn zurückgeschlagen. Aus den inneren Wirren, die das Land so schwer beunruhigt hatten, ist als Sieger schließlich Kasa hervorgegangen. Er besiegte nicht nur den Ras, sondern zwei Jahre später, am 9. Februar 1855, bei Debela auf der Hochebene von Woggara auch den Fürsten Ubie und ließ sich zwei Tage darauf in der von dem Deutschen Eduard Zander erbauten Kirche zu Debr

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