Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 365 10 Tage vergebens gewartet und ich einenteils wegen des bei den Abessiniern herrschenden Aberglaubens, der Besuch eines Fremden vor völliger Genesung bringe einem die Krankheit von neuem, nicht meine Zeit verlieren und andererseits erfahren wollte, ob und wann ungefähr er mich empfangen könne, so ließ ich dem Fürsten (am 15. Februar) sagen, daß ich nun nicht mehr warten könne, und ihn um zwei Soldaten zur Rückreise nach Gondar ersuchen. Ich fügte hinzu, wenn man durch Verweigerung der nötigen militärischen Begleitung mich zum Hierbleiben nötigen wolle, so würde es scheinen, als wolle man mich gleichsam als Gefangenen betrachten. Dies würde ich aber unter keiner Bedingung dulden, daher jedenfalls die Reise riskieren und mich mit meinen Leuten bis auf den letzten Blutstropfen verteidigen, wenn wir unterwegs Unbilden zu erfahren hätten.“ „Unser braver Gastwirt, Dr. Schimper, war mit unserem Entschluß nicht zufrieden, da er sehr wünschte, uns mit Ubie zusammenzuführen und ihm natürlich selbst viel daran gelegen war, daß freundschaftliche Verhältnisse zwischen dem Beherrscher Tigres und einer europäischen Großmacht eingeleitet würden. Er wurde noch an demselben Tag zu einigen Chefs von Ubies Umgebung gerufen und ihm dort erklärt, der Fürst sei sehr ungehalten über unseren Entschluß und verlange von ihm, sein möglichstes zu tun, uns noch zum Bleiben zu veranlassen“ (Heuglin). Am 16. Februar „sandte der Fürst eine aus seinem Haus- und Zeremonienmeister, seinem Kammerdiener, seinem ersten Eunuchen und andern dienenden Geistern unbekannter Größe bestehende Deputation, durch welche er mich bitten ließ, ich möge, da ich, um Freundschaft mit ihm zu schließen, von so weit her gekommen sei, nun auch aus Freundschaft für ihn noch einige Tage länger bleiben, bis er mich empfangen könne.“ (Reitz). „Wir erzählten den Herren, wie wir von der Grenze des Reiches ihres Herrn bis hierher überall schlecht empfangen worden seien, wie man uns bisher von Tag zu Tag mit den widersprechendsten Lügen hinzuhalten gesucht, wogegen sie alle möglichen Entschuldigungen vorbrachten, auf die man ihnen aber erklärte, daß ihre vielen Worte uns zu keinen andern Ansichten zu bewegen vermöchten, da wir nicht diese, sondern bloß die Werke ansähen. Der den hochmütigen Herren präsentierte Kaffee wurde, da Fasttag war, nicht angenommen, aber sie gingen mit der Versicherung, daß wir von nun an keine Ursache haben würden, uns zu beklagen“ (Heuglin). Zugleich wurde Schimper „beauftragt, seine Arbeit am Turmbau einzustellen und alles aufzubieten, damit ich nicht ungeduldig werde. Diese höfliche Bitte nun konnte ich nicht abschlagen, ohne den Fürsten hart zu beleidigen, was nachher Dr. Schimper hätte entgelten müssen. Ich mußte daher nolens volens meinen Aufenthalt verlängern“ (Reitz). „Dr. Schimper tat sein möglichstes, uns etwas zu zerstreuen, und widmete uns all seine wenige freie Zeit. Auch fanden wir in Debr Eski noch einen andern Landsmann,