Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

362 Friedrich Roemheld Bellegas, das dem Ackerbau einigen Raum bot. Von seinem linken Ufer führte der Weg auf einen hohen, aber leichter zu erreichenden Berg mit dem Dorfe M e n e w a, dem Reiseziel des Tages. Die vier genannten, „in vielen Stromschnellen und Stürzen dahineilenden Wasser entspringen auf der Ebene nördlich zwischen Woggara und Semien und fließen in fast südlicher Richtung, bis sie sich alle vereinigen und unter dem Namen Bellegas, um den Südrand des Semiengebirges herum fließend, sich in den Takasse ergießen.“ (Heuglin). „Alle diese Berge, Täler und Gießbäche“, so fährt Reitz fort, „passier­ten wir wunderbarerweise ziemlich glücklich. Nur das Maultier erlag, wel­ches Fürst Kasa dem Herrn Heuglin gegeben hatte. Nach Sonnenuntergang kamen wir in Menewa an, nachdem wir vom frühen Morgen an mit Unter­brechung von höchstens einer Stunde beständig marschiert waren und in horizontaler Richtung nicht mehr als fünf Stunden zurückgelegt hatten. Unsere Füße und Schuhe waren durch die Felsblöcke und Steine, über die wir herab- und hinaufgeklimmt, ebenso ruiniert als das Beinwerk unserer Lasttiere und Reitpferde, die, ganz leer, kaum imstande waren, sich über die fast senkrechten Felsen auf- und abwärts zu bewegen und sehr oft zu­sammenstürzten. Am nächsten Morgen, dem 6. Februar, passierten wir noch einige Berge und drei Gießbäche und gelangten nach 2l/2 Stunden an das Dorf Woina, das sich längs des gleichnamigen Chors in anmutig zerstreu­ten Gruppen hinzieht. Ähnlich dem östlichen Abfall der Hochebene von Woggara, welcher uns am vorhergehenden Morgen fast senkrecht in den Gießbach Assowa geführt hatte, erhob sich nun gerade vor uns der west­liche Abfall der Hochebene Semien. Es gehörte eine gewisse Resignation dazu, unsere müden Körper diese fast senkrechten Wände hinanklimmen und unsere abgematteten Tiere hinaufpeitschen zu lassen. Oft mußte der Tiere und unserer selbst wegen geruht werden. Unsere Diener waren sogar genötigt, einen Teil des Gepäcks selbst zu tragen. Nach über vierstündigem Marsch in heißer Sonnenglut, ohne einen Tropfen Wasser bei uns zu füh­ren, ward der Rand des Plateaus erreicht und nach einstündigem Wege durch ein seichtes Hochtal Debr Eski, wo wir uns unverzüglich in der gast­lichen Wohnung des Dr. Schimper einquartierten.“ (Heuglin). „Die ganze Strecke von Gondar bis Debr Eski mag in gerader Linie nur 30 Stunden betragen. Der äußerst beschwerliche Weg nötigte uns, 4% Tage zur Be- werkstelligung dieser anstrengenden Reise zu verwenden. Die am 5. und 6. Februar passierten Gießbäche und Berge sind weder unter dem Namen Woggara noch Semien begriffen. Diese Provinzial­namen kommen nur den oben erwähnten Hochebenen zu, und zwar erst vom Rande derselben an. Die jene Berge und Chore sowie die Abfälle jener Hochebenen umfassenden Distrikte führen verschiedene Namen, z. B. die Gegend von Bellegas bis Woina heißt Schoada und zahlt ihre Abgaben an

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