Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

Konstantin Reitz 353 danken abgefunden, den Ras nicht sprechen zu können, und betrachtete Gondaf nur als Ausgangspunkt für die Weiterreise zu dem Fürsten Ubie, dem andern Gegner Ras Alis, dem dritten großen Machthaber jener Zeit in Abessinien, der in Tigre, in Norden des Landes, gebot. Mit der Ankunft in Gondar war der erste Teil der Reise zum Abschluß gebracht. Reitz hat darüber an die Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien berichtet. In ihrer Sitzung vom 1. Dezember 1853 würdigt der Berichterstatter, Prof. Dr. Fenzl, Konstantins Mitteilungen als „einen äußerst schätzbaren Beitrag zur näheren Kenntnis eines beinahe noch völlig unbekannten Landstrichs zwischen dem Blauen Nil und dem Tana­see in Abessinien“ und schreibt über den Bericht: „Ganz aphoristisch ge­halten und jedes nicht gerade zur Sache gehörigen Beiwerks absichtlich entkleidet, ist er in der Form eines schlichten Itinerariums abgefaßt, in welchem er uns mit den Entfernungen der Rast- und Wasserstationen der Karawanen nach Tagereisen und Stunden, den Marktplätzen, den oro- und hydrographischen Verhältnissen (Gebirgen und Flüssen) der eingeschla­genen Route, den Handelsartikeln, Ladungspreisen und ihren Transport­mitteln von Punkt zu Punkt von Khartum an bis Gondar genau bekannt macht. Die an Entbehrungen und Beschwerden reiche Hinreise umfaßt einen Zeitraum von beinahe 20 Tagen ... Dr. Reitz ist meines Wissens der erste gebildete Reisende, dem es überhaupt gelungen, ostwärts vom Blauen Nil nach Habesch (Abessinien) vorzudringen, sicher ist er aber der einzige, der den obersten, nur sehr dunkel bekannten Karawanenweg von Abu Harras nach Gondar eingeschlagen.“ Dann würdigt Fenzl die Be­deutung der von Reitz erschlossenen Straße für den Handel und kommt auf seine geographischen Feststellungen und Entdeckungen zu sprechen; durch „genaue Ermittlung der Ortslagen, Namen-Synonymie derselben und gegenseitige Entfernungen, der Bodenkonfiguration, Richtung der . .. Ge­birge, der wichtigeren Zuflüsse zum Atbara, ganz besonders aber durch die Aufhellung des von Alters her problematisch gebliebenen Laufes dieses mächtigen Nilzuflusses hat er sich ein aller Anerkennung wertes Ver­dienst um die Topo- und Hydrographie (Orts- und Flußlaufbeschreibung) dieses ... Landstrichs erworben.“ Das Hauptverdienst von Reitz ist nach Fenzl „die vollständige Erforschung des Atbara-Stromes seiner ganzen Länge nach von dessen Mündung im Norden bis zu seiner in größter Nähe des ... Tanasees liegenden Quelle, woraus sich ergibt, daß der bisher dafür gehaltene Takazze nur den mächtigsten seiner Zuflüsse, keineswegs aber den Hauptstrom selbst bildet, und der Nachweis, daß der Guaneh (Guange) nicht ein Zufluß, sondern der Oberlauf des Atbara ist.“ Am 17. Januar näherten sich die Reisenden, die von Genda über Fendja und Assasso gezogen waren, der Stadt Gondar. Auf halsbrecherischen Wegen kletterten sie den steilen Bergvorsprung hinauf, auf dem die Stadt lag. Sie bestand aus zwei streng gesonderten Teilen, dem der Christen und dem der Mohammedaner. Die Stadt der Mohammedaner lag am Ab­Mitteilungen, Band 12 23

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