Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

Konstantin Reitz 347 führt“, weshalb sich seine Rückkehr stark verzögert hatte. Er brachte Briefe mit von den apostolischen Missionaren Biancheri und Giusto und dem Stellvertreter des Bischofs Massaja. Am 21. Dezember brach in der Nähe von Kanara ein Steppenbrand aus, der auch einige Hütten des Dorfes anzündete, so daß es bald zu einem großen Teil in Flammen stand. Es wäre wohl ganz dem Feuer zur Beute gefallen, wenn der Wind nicht um­geschlagen wäre. Denn ans Löschen dachte niemand, und die Einwohner sahen ruhig dem Untergang ihrer Habe zu. Am Nachmittag des 22. Dezember brachen die Reisenden in südlicher Richtung auf. Der Weg führte jetzt über sanfte Hügel, die Landschaft verlor immer mehr die Einförmigkeit der Steppe und nahm allmählich das Aussehen der tropischen Waldgebiete an. Am folgenden Tag wurde D o k a erreicht. Hier unterbrachen die Forscher ihre Fahrt für eine paar Tage; sie waren am letzten größeren Wohnplatz vor der abessinischen Grenze angekommen, und zusammen mit den absessinischen Gesandten berieten sie nun über die Fortsetzung der Reise, da man sich über den in Abessinien einzuschlagenden Weg noch nicht im klaren war. Schon am 18. Dezember waren abends einige von Gallabat kommende Soldaten im Lager bei den Berggruppen von Atesch angelangt mit der für die Gesandten des Ras Ali sehr betrüblichen Nachricht, daß ihr Herr von Kasa besiegt worden sei. Zwischen Kasa und Ras Alis Getreuem, dem Fürsten Buru Goschu, war es zu einer Schlacht am Tanasee gekommen, die zunächst einen für Kasa un­günstigen Verlauf genommen hatte. Seine Truppen waren vor der Über­macht des Gegners gewichen, er selbst hatte sich mit nur wenigen Beglei­tern in die Gebirge seines Stammlandes zurückgezogen, während sich Buru Goschu sorglos in Dembea niederließ. Inzwischen aber sammelte Kasa wieder Truppen, rückte im November 1852 in Dembea ein, überfiel Buru Goschu und schlug ihn in einer zweiten mörderischen Schlacht am Tanasee zwischen Dembea und Tschangar, in der er seinen Gegner eigenhändig niederstreckte und sein ganzes Lager eroberte. Die Feinde flohen oder gingen zu ihm über, so daß er das Schlachtfeld als Sieger verließ 5«). Kon­stantin Reitz beklagte den Tod Buru Gosehus, auf den er anscheinend wohlbegründete Hoffnungen gesetzt hatte. „Er war“, schreibt er, „ein den Europäern und der europäischen Industrie gewogener Mann und hatte die Absicht, sich mit dem Generalgouverneur vom Sudan und mit mir ins Einvernehmen zu setzen, um eine Handelsstraße mit dem Sudan zu er­öffnen.“ 56 56) Der Bericht über die beiden Schlachten am Tanasee nach Heuglin, a. a. O., S. 45. Rein, a. a. O., weiß nur von einer Schlacht, die anfangs un­günstig- für Kasa stand, nachdem Buru Goschu aber gefallen war, sich zu seinen Gunsten wandte. Auch Andree (a. a. O., S. 265) kennt nur eine Schlacht am Tanasee. Nach seiner Darstellung wurde Kasa geschlagen; er flüchtete in ein Maisfeld und schoß von dort aus Buru Goschu nieder, worauf sich dessen Trup­pen ergaben.

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