Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 345 eine Belebung der Handelsbeziehungen zwischen Abessinien und dem Sudan hinarbeiten sollte. In einer sehr eingehenden Unterredung mit den Gesandten Ras Alis wies Reitz auf die Vorteile hin, die „sowohl der hiesigen Administration als den zum Transport der Waren zu verwendenden sudanesischen Arabern“ aus einer Wiederbelebung der Verbindung erwachsen müßte, die schon früher bestanden hatte, dann aber abgerissen war. Zugleich zeigte er, daß er „sich viel Mühe gegeben, den Handel aus dem Osten, von der westlichen Seite Abessiniens, auf den natürlichen Handelsweg des nordöstlichen Afrika, den Nil, zu leiten.“ — Reitz entschloß sich schnell, die Reisenden bis Gondar zu begleiten und traf die letzten Zurüstungen für das Unternehmen. Als Reisegefährten beschloß er seinen Sekretär Theodor Heuglin mitzunehmen. Dieser wollte sich vorzugsweise der erdkundlichen Erforschung des Landes und der Erkundung seiner Tier- und Pflanzenwelt widmen, während es Reitz, dem Hauptzweck seiner Fahrt entsprechend, in erster Linie auf „kommerzielle, politische, ethnographische und statistische Bemerkungen“ abgesehen hatte. Als Hauptaufgabe aber sah er es an, „die abessinischen Herrscher und ihre Statthalter von der Wichtigkeit der Beschützung und Erweiterung des Verkehrs mit den Sudanländern zu überzeugen und dieselben zur Belebung des faktischen Verkehrs zu veranlassen“ 54). Man beabsichtigte, den Blauen Nil bis Abu Haras hinaufzufahren und von dort in östlicher Richtung zunächst dem Atbara zu nach der Grenzprovinz Kedaref zu gehen, wo dann weitere Beschlüsse gefaßt werden sollten. Am 3. und 4. Dezember 1852 gingen, nachdem die nötigen Befehle zur Beschaffung von Last- und Reitkamelen und Führern nach Abu Haras vorausgeschickt worden waren, Omer-Bei und die Abessinier unter Segel, und am 9. Dezember folgten Reitz und Heuglin, begleitet von ihrem europäischen Jäger Kaspar Krüger, einem Nubier namens Muhammed und zwölf Dienern. Sie langten am 13. Dezember nach schlechter, langweiliger Fahrt in Abu Haras an, wo der Rahad in den Blauen Nil mündet. Hier schrieben sie noch in aller Eile die nötigsten Briefe nach Europa und ritten tags darauf gemeinschaftlich mit Omer-Bei und den Abessiniern ab. Die Karawane bestand aus 83 Kamelen und einigen Reitpferden. Anfangs ging die Reise am Rahad entlang, dann wurde bei den Bergen von Orang nach Osten zu abgebogen. „Das Terrain ist“, schreibt Reitz, dessen Darstellung 54) Bericht von Konstantin Reitz an Generalkonsul von Huber vom 30. November 1852. Dieser erwartete große Erfolge von dem Unternehmen: „Der unermüdliche k. k. Vizekonsul Dr. Reitz, der mit Verachtung aller drohenden Gefahren und Beschwerden und mit wahrhaft aufopfernder Hingebung für die Interessen Österreichs auf dem mühevollsten und gefährlichsten Weg die Reise nach Abessinien angetreten hat, wird bei seiner erprobten Klugheit und unerschütterlichen Festigkeit, mit welcher er ein einmal ins Auge gefaßtes Ziel verfolgt, gewiß alles aufbieten, um die österreichischen Handelsinteressen in Abessinien zu fördern“ (Bericht an das Handelsministerium vom 25. Februar 1853).