Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

344 Friedrich Roemheld besonderen Schutz und suchte gleichzeitig ein freundschaftliches Verhältnis mit den drei Fürsten anzubahnen. Und noch mit einem anderen Manne knüpfte Reitz, bevor er abreiste, Beziehungen an. Das war sein deutscher Landsmann Wilhelm S c h i m p e r, der schon länger als ein Jahrzehnt an Ubies Hof lebte und dort eine ange­sehene Stellung innehatte. Wilhelm Schimper war 1804 33) geboren, hatte, nachdem er in München Naturwissenschaften studiert, eine botanische Reise nach Südfrankreich und Algier unternommen, war 1834 im Auftrag des Eßlinger botanischen Reisevereins nach Arabien, Ägypten und Abes­sinien gegangen und hatte von dort aus wertvolle Pflanzensammlungen in die Heimat gesandt. Schließlich hatte er sich in Abessinien niedergelassen und von der Verwaltung des Jardin des Plantes in Paris einen wissenschaft­lichen Dauerauftrag erhalten. Er hatte sich mit einer Abessinierin verhei­ratet und war mit der Zeit mit Land und Leuten so vertraut geworden, daß ihm Ubie die Statthalterschaft der Provinz Antitscho übertragen hatte. Konstantin Reitz zögerte nicht, sich Schimpers Erfahrung und seine Kenntnis der abessinischen Verhältnisse zunutze zu machen. Er schrieb ihm wiederholt, teilte ihm seine Absichten mit und bat ihn um Rat und Auskunft und um die Unterstützung seiner Pläne. Auf diese Weise suchte er ihn für die österreichischen Belange in Ostafrika zu gewinnen, wohl wissend, daß er großen Einfluß auf den Fürsten hatte, den er sich durch Schimpers Vermittlung geneigt zu machen hoffen durfte. Bald bot sich Konstantin Reitz eine günstige Gelegenheit, die Reise anzutreten. Schon im Juni 1852 hatte der Ras Ali eine Gesandtschaft unter Füh­rung eines hochgestellten Geistlichen an Abbas-Pascha, den Vizekönig von Ägypten, geschickt. Auf der Rückreise in ihr Vaterland berührte sie im November Khartum, begleitet von dem ägyptischen Wesir Omer-Bei, der reiche Geschenke des Vizekönigs für Ali mit sich führte. „Ich empfing“, schreibt Reitz in einem Bericht an Generalkonsul von Huber vom 30. No­vember 1852, „mit Ismael-Pascha die neu Angekommenen am Ufer des Blauen Flusses und ließ es mir sehr angelegen sein, zu erfahren, welchen Zweck die Erscheinung des ägyptischen Beis, der die Abessinier nach Gondar begleiten sollte, haben könnte.“ Reitz erfuhr, daß Omer-Bei die zwischen der ägyptischen Regierung in Kairo und Ras Ali angeknüpften freundschaftlichen Beziehungen in Abessinien selbst befestigen und auf 53 53) Nach der Alig. Deutschen Biographie (Bd. 31, S. 279 ff.) in Reichen­schwand am 2. August 1804, nach Weidemann, a. a. O., S. 155 und andern Quellen in Mannheim am 19. August 1804. Das Evangelische Gemeindeamt in Mannheim konnte den Geburtstag weder unterm 2., noch unterm 19. August 1804 finden. Es weiß nur von einem am 15. Februar 1803 in Mannheim geborenen Karl Friedrich Jobst Wilhelm Franz Schimper. In dem Aufsatz „Meine Gefangen­schaft in Abessinien“ in Petermanns Mitteilungen (1868, S. 294ff.), der wich­tige selbstbiographische Hinweise enthält, nennt Schimper Mannheim seine Vaterstadt. Gestorben ist er im Oktober 1878 in Adua in Abessinien.

Next

/
Thumbnails
Contents