Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

334 Friedrich Roemheld Es scheint, daß Reitz auf dem Rückweg von Wadi Haifa aus zunächst zu Land am Nil entlang aufwärts zog, denn er schreibt aus Wadi Haifa, er werde nach Dongola abreisen, sobald seine Dromedare eingetroffen seien, die er eigens von Khartum bestellt habe. Am 30. September langte er in Neu-Dongola an. Hier wurde er von seinem Sekretär Theodor Heug- 1 i n erwartet. Mit Theodor Heuglin hat nun Reitz in fast täglichem Zusammen­sein Leben und Arbeit geteilt bis zu seinem frühen Ende. Sein neuer Mitarbeiter, sieben Jahre jünger als er, war am 20. März 1824 zu Hirsch­landen in Württemberg geboren. Er hatte sich von Jugend an durch die Beschäftigung mit Naturwissenschaften und Sprachen auf seine Lebens­aufgabe, die Erschließung unerforschter Länder, vorbereitet. Nachdem er größere Reisen in Europa gemacht hatte, war er 1850 nach Afrika gekom­men und hatte hier Reisen in das Gebirgsland zwischen dem Nil und dem Roten Meere unternommen. Vom 9. November bis 7. Dezember 1851 war er mit Bauerhorst und Alfred Brehm am Roten Meere und auf dem Sinai (s. Anm. 30). Im Jahre 1852 war er zum Konsularsekretär in Khartum er­nannt worden und am 26. Juni von Kairo auf gebrochen, um sich an seine neue Wirkungsstätte zu begeben. Unterwegs hatte er sich nirgends länger aufgehalten, da er „von Seiten des k. k. Generalkonsulats die Ordre ... erhalten hatte“, seine Reise möglichst zu beschleunigen44). Damit kam das Generalkonsulat wohl einem Wunsche Konstantins entgegen, dem daran gelegen sein mußte, daß sich Heuglin noch unter seiner Leitung in Khar­tum einarbeitete, bevor er selbst seine Nilreise antrat. So wird denn Heug­lin Mitte August in Khartum angekommen sein und dann Reitz dort während seiner Reise vertreten haben. Jetzt war er ihm bis Dongola ent­gegengefahren. Am 3. Oktober brachen sie gemeinsam auf und segelten stromaufwärts bis Abu Dom, wo der Nil, von Nordosten kommend, nach Nordwesten umbiegt. Aus dieser Gegend führten verschiedene Karawanen­straßen nach Süden, die viel benutzt wurden, weil man die Fahrt auf der großen, weit nach Osten ausgreifenden Schleife zwischen Khartum, Abu Hammed und Abu Dom wegen der häufigen widrigen Winde und der ge­fährlichen Stromschnellen gerne vermied. Die Reisenden wählten die Straße, die in ziemlich genau südlicher Richtung in 6—8 Tagen nach Khar­tum führte45). Nachdem die nötigen Lastkamele und Führer zusammen­gebracht waren, ließen sie am 7. Oktober abends ihr Gepäck abgehen und folgten am nächsten Tag auf Reitkamelen nach. Der größte Teil des Land­44) Brief Heuglins aus Assuan ohne Datum, der Wiener Akademie der Wissenschaften vorgelegt am 15. Juli 1852, veröffentlicht in den Sitzungs­berichten der math.-naturw. Klasse 1852, S. 235. 45) Die Schilderung der Rückreise von Dongola ab nach Heuglins Reise­bericht. Er enthält Beobachtungen über die Tierwelt der Gegend und zählt die Wasserplätze auf, die die Reisenden unterwegs berührt haben. Eine Karte des durchquerten Gebietes liegt bei.

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