Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 327 den Wirken der Missionäre, wird gewiß in diesen fernen Ländern der heißen Zone dem christlichen Prinzip eine immer weiter reichende Geltung verschafft werden.“ Und etwas später schreibt der „Jahresbericht des Marienvereins“ (Heft 2, S. 41) : „Wie wichtig namentlich für die Mission die Errichtung eines Vizekonsulats in Khartum gewesen sei, tritt mit jedem Tage unverkennbarer an das Licht, zugleich aber auch, wie sehr dieselbe Ursache habe, der getroffenen Wahl des Herrn Dr. Reitz sich zu freuen, da dieser alle diejenigen Eigenschaften in sich vereinigt, mittelst welcher die gedeihliche Behauptung einer so schwierigen Stellung unter ganz fremdartigen Verhältnissen einzig kann ermöglicht werden. Mit seltener Gewandtheit weiß Herr Dr. Reitz die ägyptischen Gewalthaber zu behandeln und ebensowohl durch mancherlei Aufmerksamkeiten zu gewinnen, als die Bedeutung Sr. Majestät unseres allergnädigsten Herren ihnen anschaulich zu machen. Seine Gegenwart verbürgt den Fremden die vollkommenste Sicherheit und bleibt nicht ohne Einfluß auf mildere und gerechtere Anwendung der Regierungsmaßregeln, wo sonst, auch gegen die eigenen Untertanen, mehr die Willkür gewaltet hatte ... Herr Dr. Reitz läßt keine Gelegenheit vorübergehen, bei welcher er das Einverständnis des k. k. Konsulats und der Mission den Eingeborenen wie den Fremden zu Khartum anschaulich machen kann.“ Schließlich spricht der Bericht die feste Überzeugung aus, daß sich der veredelnde Einfluß des Konsularagenten mit der Zeit immer mehr bemerkbar machen werde auch „bei den fremden Handelsleuten, die bisher leider nicht immer an dem schändlichen Menschenhandel unbeteiligt blieben und deren sittlicher Zustand einer veredelnden Einwirkung sehr bedarf.“ P. Ignaz Knoblecher segelte 1853 wieder in das Land der Bari, begleitet von Franz Binder, der dort große Ländereien erwarb, später aber nach Deutschland zurückkehrte40). Knoblecher gründete eine Niederlassung in Gondokoro und legte in den nächsten Jahren noch weitere Missionsstationen an, die der eifrige Mann ständig bereiste. Im Jahre 1858 fuhr er nach Europa und starb am 13. April 1858 in Neapel. Ein dauernder Erfolg war den österreichischen Missionaren bei den Bari nicht beschieden. — Konstantin Reitz konnte mit Befriedigung auf das erste Jahr seines Wirkens im Sudan zurückblicken. Durch sein unbeirrbares, festes und entschiedenes Auftreten hatte er schnell allgemeine Achtung auch bei den ägyptischen Behörden gewonnen, seine strenge Rechtlichkeit hatte ihm das Zutrauen aller Kreise eingetragen. Die Freiheit des Handels auf dem oberen Nil war durch sein zielbewußtes und dabei geschicktes Vorgehen Wirklichkeit geworden, das Ansehen des Kaiserlichen Konsulats für Zentralafrika war derart fest begründet, daß die örtlichen Behörden teils aus Furcht, teils aus Achtung Reitz keinen nennenswerten Widerstand mehr entgegenzusetzen wagten. Das Verdienst der Förderung europäischer Belange in Zentralafrika konnte Reitz umso unbestrittener für sich allein 40) Siehe Anm. 35 und 39.