Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

326 Friedrich Roemheld durch die Nubische Wüste führenden Karawanenstraße, hatte sich seine Reisegesellschaft geteilt: während die Stella auf dem Nil weiterfuhr, dessen großer, an Stromschnellen reicher Westbogen bei Korosko endet, hatte Knoblecher selbst mit einigen Gefährten von dort aus den kürzeren Land­weg eingeschlagen, der diesen Bogen abschneidet. Von Abu Hammed aus, wo er den Nil wieder erreichte, war er zu Land am Flußufer entlang bis Berber gezogen, hatte dort zwei Barken gemietet, und näherte sich nun gegen Ende des Jahres der Hauptstadt des Sudans. Am 27. Dezember langte er in Khartum an. Reitz ließ den Ankommenden zum Gruß die österreichi­sche Flagge hissen und geleitete sie feierlich in das Missionshaus. Am folgenden Abend veranstaltete er zu Ehren der Mission ein Fest im Konsulatsgebäude, „wobei in der Richtung des Weißen Flusses ein kleines Feuerwerk abgebrannt wurde, als Symbol baldiger Erleuchtung seiner Anwohner“ 38). Die Stella matutina kam erst ein volles Vierteljahr später an. Am 28. März 1852 warf sie in der Gegend von Kerari, einige Meilen unterhalb von Khartum, Anker. Ihr Führer, P. Johann Kociancic, teilte alsbald dem Apostol. Provikar seine Ankunft mit, der gleich am nächsten Morgen mit einigen seiner Gefährten und in Begleitung von Konstantin Reitz den Freunden auf einer kleinen Barke entgegenfuhr, um sie zu begrüßen. Am nächsten Tag wurde an Bord des Schiffes ein Dankgottesdienst abgehalten, „dessen Feierlichkeit dadurch erhöht ward, daß auf denselben Tag (30. März) die erste Jahresfeier der Eröffnung des k. k. Konsulats für Zentralafrika fiel. Der k. k. Konsulatsverweser erschien bei dem Hochamte in der österreichischen Staatsuniform“ 39). Mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft durften die Missionare die Schilderung ihrer Ankunft folgendermaßen schließen: „Im Sinne der erhaltenen Amtsinstruktionen wird nun der Konsularagent Hand in Hand mit Herrn Knoblecher für die Förderung der ihnen anvertrauten Interessen arbeiten. Ein günstiger Erfolg läßt sich um so gewisser erwarten, da diese beiden Männer, mit unerschrockener Beharrlichkeit ausgerüstet, für eine und dieselbe Idee zu wirken sich befleißen werden ... Der sittliche Zustand der im Sudan weilenden Europäer ist leider nicht lobenswert. Er muß die Eingeborenen .. . mit Mißtrauen, selbst mit Verachtung gegen diese Fremdlinge erfüllen ... Doch hat sich seit dem würdevollen und streng gesetzlichen Auftreten des verdienstvollen Herrn Dr. Reitz bereits man­ches besser gestaltet. Hierdurch, in Verbindung mit dem übereinstimmen­Ost-Sudan als Einbruchsstelle in die Nubische Wüste von großer Wichtigkeit. Man legt den 35—40 deutsche Meilen langen Wüstenweg nach Abu Hammed im südlichen Nubien in 7 bis 9 Tagen zurück und gelangt am Nil fortziehend in weiteren 5 Tagen nach Berber el Mueheiref.“ (Brehm, I, 65.) 38) Erster Jahresbericht des Marienvereins S. 11. 3») Zweiter Jahresbericht des Marienvereins S. 19. — Wurzbach, a. a. 0. Bd. 12, S. 154 ff.

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