Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika
Konstantin Reitz 325 Reitz hatte einen großen Erfolg errungen: der Handel auf dem Weißen Fluß war frei! Aber er war nun auch darauf bedacht, die gewonnene Stellung weiter auszubauen. Im Anschluß an seinen oben angeführten Bericht gab er den Rat, es sollten jetzt, „da die seither nur in den Verträgen und Proklamationen existierende Handelsfreiheit auf dem Weißen Fluß nunmehr auch faktisch ins Leben getreten sei, österreichische Kaufleute sich bemühen“, andern Nationen die Konkurrenz abzuschneiden. „Denn Österreich ist“, so fährt Reitz fort, „vorzugsweise berufen, den ganzen Handel im Sudan an sich zu bringen.“ Man solle daher eine Gesellschaft bilden und ein tüchtiges Handelshaus in Khartum und ein anderes auf dem Weißen Fluß, etwa bei den Bari, zwischen dem 4. und 5. Breitegrad, gründen und ein kleines Dampfboot von 12—15 PS auf den Fluß setzen. In der Tat hat dann auch Generalkonsul von Huber diese Anregung befolgt und mit einigen in Kairo und Alexandria ansässigen österreichischen Kaufleuten eine Gesellschaft mit einem Stammvermögen von zunächst 200.000 Piastern zustande gebracht. Agent dieser Gesellschaft wurde der i. J. 1820 zu Mühlbach in Siebenbürgen geborene Kaufmann Franz Binder, der 1850 nach Kairo gekommen war35). Ehe wir diesen Abschnitt beschließen, wollen wir uns noch einmal nach dem Pater Ignaz Knoblecher, dem Leiter der katholischen Mission im Sudan umsehen, von dem wir zuletzt gehört haben, daß er sich im Herbst 1850 nach Österreich begeben hatte, um dort in weitesten Kreisen für den Gedanken der Mission in Zentralafrika zu werben und die nötigen Geldmittel dafür aufzutreiben. Die Verwirklichung dieser Absicht war ihm in vollem Umfang gelungen. Der Papst hatte außerdem die Verdienste des tatkräftigen Mannes anerkannt und ihn zum Apostolischen Provikar von Zentralafrika ernannt. Der Kaiser hatte die Mission unter österreichischen Schutz gestellt und eine Verordnung des Sultans für sie erwirkt, worin ihr alle Rechte und Vorrechte im Sudan gesichert wurden, die die katholischen Missionen auch in den andern Provinzen der Pforte den Verträgen gemäß genossen. Ende August 1851 hatte Knoblecher sich dann in Triest eingeschifft und war am 2. September in Alexandria eingetroffen. Dann hatte er in Kairo durch Vermittlung des Generalkonsuls von Huber für seine weiteren Reisen ein Dampfboot käuflich erworben, das den Namen Stella matutina (Morgenstern) 36) erhielt, und hatte am 18. Oktober 1851 die Reise nach dem Sudan angetreten. In Korosko 37), dem Ausgangspunkt der 35) Weidmann, a. a. O., S. 14, und Petermanns Mitteilungen 1864, S. 168 ff.: „Ein deutscher Kaufmann am oberen Nil“, ohne Verfasser. 36) Zwei Bilder der Stella matutina auf dem Nil im 2. Jahresbericht des Marienvereins. 37) „Korosko ist ein elendes Dorf und enthält nur wenige Häuser, die erbärmlichen Wohnungen der die Briefpost zwischen Khartum und Kairo befördernden Kamelreiter. Dennoch ist der Ort für den Verkehr Ägyptens mit dem