Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

ROEMHELD, Friedrich: Konstantin Reitz. Ein vergessener Vorkämpfer für abendländische Kultur in Afrika

324 Friedrich Roemheld vor, zu handeln, wie der eigennützige, elende Nikola es Ihnen vorschreibt, oder wie ich es will im Interesse der Beobachtung unserer durch den Willen zweier großen Kaiser sanktionierten Verträge? Ich versichere Sie bei Gott, der unser aller Vater ist, daß ich kein anderes Interesse in dieser Ange­legenheit habe. Ich handle nach Pflicht und Gewissen. Der Pascha: Ich will lieber Sie als den Nicola zum Freund haben. Ich: Gut, so geben Sie Befehl, daß die flüchtigen Matrosen augenblick­lich auf unsere Schiffe zurückgeführt werden, wie ich es in meiner Note verlangt.“ Der Pascha machte noch allerlei Bedenken geltend, mehr wohl, um nicht allzu bereit zum Nachgeben zu erscheinen, als weil er wirklich stichhaltige Gründe gehabt hätte, die an ihn gerichteten Forderungen abzulehnen. Schließlich ließ er seinen ersten Schreiber kommen, und Reitz verließ ihn nicht eher, als bis er die Antwort auf seine Note bekommen hatte, in der der Pascha alles zugab, was Reitz verlangt hatte. Nachdem der General­gouverneur dann auch den geflohenen Matrosen die Rückkehr auf ihre Schiffe beföhlen und den Teilnehmern an dem Regierungsunternehmen die­selben Verhaltungsmaßregeln gegeben, die Reitz seinen Schutzbefohlenen erteilt hatte und die ein friedliches Nebeneinanderabeiten der beiden Ge­sellschaften ermöglichen sollten, begab sich Reitz am Abend des 24. No­vember wieder zu den drei Schiffen, „deren rot und weiße Flagge im gün­stigen Nord munter flatterte“, und gab ihnen bis zwei Stunden oberhalb von Khartum das Geleit. „Sie reisten 1 y2 Tage früher ab als die Regierungs­barken. Unsere Protegierten (Schutzbefohlenen) bereuen nun“, so schließt Reitz seinen Bericht, „meinem Rat nicht gefolgt, kein Vertrauen in die Kraft des österreichischen Konsulats gesetzt zu haben. Türken, Araber und Schwarze kamen zu mir, um mir für die beobachtete Haltung zu dan­ken und die Hoffnung auszusprechen, daß auch sie vermittelst des Kon­sulats der Vorteile eines freien Handelsverkehrs teilhaftig würden, wie sie es schon in Bezug auf Aufhebung der Mauten (Zölle) bei Dongola geworden seien.“ Die Unternehmung der Kaufleute Rollet und Gobrane Azouz ging glück­lich aus: ihre drei Fahrzeuge drangen bis über den 4. Breitengrad vor und kehrten mit einer bedeutenden Ladung von Elefantenzähnen zurück. Ob Angelo Vinco die Heimfahrt nach Khartum auf einem ihrer Schiffe oder mit dem Regierungsunternehmen zurückgelegt hat, läßt sich nicht mit Sicherheit ausmachen. In dem Bericht über seine Reise *.4) heißt es nur, daß er mit den Barken der „Händler aus Khartum“, die er bei der Rück­kehr von einer Reise ins Innere am Nil vorgefunden, nach der Hauptstadt des Sudans zurückgefahren und dort am 18. Juni 1852 eingetroffen sei. Schon ein paar Wochen später fuhren zwei weitere österreichische Handels­schiffe den Weißen Fluß hinauf. M) Zweiter Jahresbericht des Marienvereins S. 28.

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