Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HRAZKY, Josef: Die Persönlichkeit der Infantin Isabella von Parma

Die Persönlichkeit der Infantin Isabella von Parma 177 tung der erwehnten Secundo-Genitur dem Neapolitanischen Staats-Interesse zu fügen, und zugleich die Vermählung Einer seiner Prinzessin mit dem zweyten Durchlauchtigsten Erzherzogen festzustellen.“ Dem Kanzler schien dabei „die Vorsicht nicht überflüssig zu sein, den Absichten des Infanten Don Philipp auf Toscana noch in Zeiten bevorzukommen, und solchen durch Neapel eine neue Hindernuß im Weege zu legen“ 3). Die beiden Majestäten wandten sich nun in einem Handschreiben an Ludwig XV. und baten den französischen König, bei dem Herzog und der Herzogin von Parma um die Hand seiner Enkelin für ihren ältesten Sohn zu werben. Die Zustimmung erging an den Kaiserhof und gleichzeitig er­hielt der französische Botschafter in Parma, Graf Rochechouard, von Ver­sailles mit Sonderkurier den Auftrag, ein Schreiben Seiner christlichsten Majestät dem Infanten und eines der Prinzessin Isabella zu überreichen. Der herzogliche Minister in Parma, Dutillot, machte davon am 21. VIII. 1759 dem Grafen Firmian zu Mailand Mitteilung4): ,,Le Comte de Rochechouard requt hier un Courier extraordinaire de Versailles avec une lettre du Roy pour son Altesse Royale, et une autre pour Madame l’Infante Isabelle: cette lettre annoncoit ä l’Infant, que Leurs Majestées Imp. les et Royales prioient le Roy de demander ä l’Infant, et ä Madame Infante, Madame Isabelle pour l’Archiduc Joseph.“ „LTnfant combié de joye alia en faire part ä Madame Isabelle, ä qui cette nouvelle, son amour pour l’Infant et sa famille, sa reconoissance pour le Roy, et tout ce qui dans de pareils instants excite les sentimens les meil- leurs, et les plus elevés arrache pendant longtems des pleurs d’attendrisse- ment dans les bras de son Pere.“ „Mr. de Rochechouard communique ä l’Infant les copies des lettres, que le Roy avait recues: Elles sont charmantes sur le compte de Madame Isa­belle: lTmperatrice-Reine, et l’Empereur disent avec des graces dignes de leur grandeur, qu’ils ont voulu faire un Passe droit ä leur Ambassadeur, et par une demarche particuliére d’amitié temoigner ainsi leurs sentimens, et leur empressement pour l’aimable Infante Isabelle ........“ Die liebenswerte 17!^jährige Dame, der ein Kaiser und eine Kaiserin soviel Ehre erwiesen, war in der Tat mit keiner ihrer Altersgenossinnen zu vergleichen. Wie es am Ausgang alter Geschlechter immer wieder beob­achtet werden kann, verkehrte sich auch in ihrer Familie der Lebenswille der Ahnen in der Art, daß ein weibliches Wesen alle Eigenschaften in sich vereinigte, die der Lebenskampf von einem Mann erfordert, während ihr um 10 Jahre jüngerer Bruder Ferdinand ängstlich, fügsam, gehorsam und unselbständig an den Rockfalten seiner Erzieher hing. Eine geistig souveräne Natur, war Isabella, schon als kleines Kind nach allen Seiten experimentierend, an die Schranken ihres Geschlechtes gestoßen und hatte Verbote, Zurechtweisungen, Tadel s) A. a. O., Fol. 80/81. 4) Lomb. Korr. Graf Firmian 1759, Fasz. 117, Fol. 260—265. Mitteilungen, Band 12 12

Next

/
Thumbnails
Contents