Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

HRAZKY, Josef: Die Persönlichkeit der Infantin Isabella von Parma

Die Persönlichkeit der Infantin Isabella von Parma. Von Josef Hrazky (Wien). „Son esprit et son caractere estimable se trouvent manifeste . .. dans tout ce qui reste ... d’ecrits de cette Princesse, aussi admirable qu’aimable.‘É Herzog Albert zu Sachsen-Teschen. Das 18. Jahihundert bewahrte von der ehemaligen Gemeinsamkeit des Abendlandes noch die Zusammengehörigkeit der europäischen Herrscher­familien trotz allen Gegensätzen der Interessen und Entfremdungen durch Kriege. Es war der Bruder oder Vetter, der ein Monarch dem andern auch in der erbittertsten Feindschaft blieb. In dieser großen Familie der regie­renden Häuser wurden Geburten, Todesfälle und Verehelichungen sorg­fältig gegenseitig zur Kenntnis gebracht und die Anzeigen in wohl abge­wogenen Antwortschreiben zur Kenntnis genommen. Betraf doch auch jedes derartige Ereignis irgendwie jeden anderen Regenten und seine Ange­hörigen *). Und diese wechselseitige Anteilnahme blieb nicht passiv; Wünsche, Vermutungen, Befürchtungen und Hoffnungen knüpften sich an jede Ver­änderung und drangen aus den Hofkreisen in vielstimmigem Chor auf die Adelssitze des Landes, der Nachbarstaaten und schließlich Europas hinaus. In den Salons des Hochadels, der ja überall mit den Dynastien verschwä­gert war, standen Tausende von Webstühlen, an denen in bunten Kom­binationen — Patriotismus der Zettel und Hausinteresse der Einschlag — an dem Gewebe der Zukunft eifrig mitgewirkt wurde. Selbst der vernich­tende Zweikampf der Bekenntnisse störte dabei nicht sehr, immer wieder trieb er, eben wegen der unsäglichen Opfer, zu Vermittlungs- und Aus­gleichsversuchen. Doch setzte trotz allem die Zweiteilung Europas sich immer tiefer durch, so daß der Kreis der für katholische Fürstenkinder möglichen Ehepartner sich immer weiter einschränkte. Man wird sich daher nicht wundern dürfen, wenn schon bei der Ge­burt eines Mädchens und gar erst eines Knaben aus regierendem Hause *)Den Beamten des Haus-Hof und Staats-Archivs, den Damen Dr. Anna B e n n a, Dr. Anna Coreth und Dr. Edith K o t a s e k, den Herren Dr. Rudolf Neck und Dr. Hans Wagner sowie dem Bibliothekar Herrn Klemens Hös- 1 inger dankt der Verfasser bestens für ihre stets bereitwillig gewährte Hilfe bei der Beschaffung der für die vorliegende Arbeit benötigten Archivalien und Behelfe.

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