Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)

WALDSTEIN-WARTENBERG, Berthold: Die Grundherrschaft der Herren von Arco bis zu ihrer Erhebung zur Grafschaft im Jahre 1413

6 Berthold Waldstein-Wartenberg Wie Piper20) bereits richtig vermutet, hat dieser Turm kaum die Aufgabe gehabt, die später weiter unten angelegte „neue“ Burg zu schützen. Er war von ihr viel zu weit entfernt, als daß von ihm aus eventuelle Angreifer hätten abgewehrt werden können. Er dürfte als letzte Zufluchtstätte ge­dient haben, ebenso wie seine Ringmauer wohl zur Aufnahme einer größeren Zahl von Flüchtlingen bestimmt war. Die untere Burg wurde wohl erst zu Beginn des 13. Jhd. erbaut, viel­leicht sogar erst von Ulrich Pancera (+ 1283) und seinen Brüdern zu der Zeit, als die Auseinandersetzungen mit ihrem Vetter Riprand (t 1265) be­gannen. Dieser Teil der Burg war geräumiger und wohnlicher ausgestaltet. Gleich neben dem — heute letzten und innersten — Tor steht ein noch erhaltener viereckiger Turm in der Höhe von vier Stockwerken. An diesem Turm, der nicht nur vom Pförtner, sondern auch gelegentlich von den Burgherren bewohnt wurde, schloß sich östlich der eigentliche Pallas an, der durch eine Tür mit dem Turm verbunden war. Auch dieser besaß vier Stockwerke. Erst allmählich entwickelte sich unterhalb der Burg eine geschlossene Siedlung, die vermutlich größtenteils von Handwerkern und Kaufleuten bewohnt wurde. Benötigte doch die Besatzung der Burg zahlreiche Be­darfsartikel für den täglichen Gebrauch, die von den Handwerkern her­gestellt oder von den Händlern herbeigeschafft wurden. Es dauerte aber lange, bis die Burgsiedlung auch den Namen der Burg übernahm. 1114 wurde die Ortschaft als „universitas sita apud castrum Archi bezeich­net21)» ebenso 1202 22). 1175 wurde der Ausdruck „locus Archo“ verwen­det23), ebenso 1213 24). Seit 1255 heißt der Ort „burgus“25 *), welcher Ausdruck dem nördlich der Alpen verwendeten Begriff „suburbium“ entspricht20). Ursprünglich waren die Bewohner der Großgemeinde (comunitas) Arco zur Burghut verpflichtet gewesen. Bald jedoch wurde die Ausübung des persönlichen Dienstes durch eine Abgabe abgelöst, die 1 Sex- tern Sürch betrug. Aber nicht alle Einwohner der Pfarr- und Groß­gemeinde waren zu dieser Leistung verpflichtet. 1210 hatten mehrere Zeu­gen vor dem königlichen Richter Bernhard ausgesagt, daß mehr als 100 Bauernhöfe der Gemeinde zu dieser Leistung nicht verpflichtet seien27). Zu dieser Zeit war die Verpflichtung zur Burghut also schon mit bestimm­ten Grundstücken verbunden. Soferne es sich nicht um arcoische Grund­20) O. Piper: Österreichische Burgen, I, 1902, S. 10 f. 21) B. Bonelli: Notizie istoricho critiche II, S. 389. 22) Gemeindearchiv Arco, Dozz. 8. 23) A. Franco: Privilegia domus Archi; Abschrift aus dem 18. Jhd. im Fer­dinandeum Innsbruck, Dipauliana 849, S. 18. 24) Arco-Archiv Mantua, Busta 9. 25) Arco-Archiv Mantua, Busta 9. 20) E. Ennen: Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953, S. 125. 27) Arco-Archiv Mantua, Busta 15.

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