Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 12. (1959)
WALDSTEIN-WARTENBERG, Berthold: Die Grundherrschaft der Herren von Arco bis zu ihrer Erhebung zur Grafschaft im Jahre 1413
Die Grundherrschaft der Herren von Arco 5 Ähnlich müssen wir uns auch die Entstehung der Burg Arco vorstellen. Auch hier werden die freien Bauern des Sarcatales sich einst in gemeinsamer Arbeit eine Burg erbaut haben, wo sie ihre Vorräte unterbrachten. Erst allmählich werden diese Häuser von den Herren Arco abgelöst worden sein. Noch 1256 kauft Ulrich Pancera von Johannes, der aus der Ortschaft Arco stammte, um 25 Pfund Veroneser Denare dessen Haus auf der Burg ab 13). Und doch unterschied sich die Burg Arco wesentlich von jener von Riva oder Tramin. Waren die bisher genannten im alleinigen Besitz der Bauern der Talgemeinde, so war an der Burg Arco ein Edelgeschlecht mitbeteiligt, das später seinen Familiennamen dieser Burg entlehnte. Dieses Edelgeschlecht besaß seit alter Zeit die Gerichtsbarkeit des Burgbezirkes. Da es schon frühzeitig auf Grund seiner ausgedehnten Besitzungen innerhalb der Talgemeinschaft von Arco eine Vorrangstellung einnahm, konnte nur mit seiner Zustimmung die Burg errichtet werden. Aus dem gleichen Gi'und wird ihnen auch von allen Anfang an die niedere Gerichtsbarkeit innerhalb des Bannbezirkes übertragen worden sein. Nicht leicht ist es festzustellen, wann diese Burg errichtet wurde. Nur der Name Arco u) gibt uns einen Hinweis über das Gründungszeitalter. Da der Name „Arco“ von dem italienischen Wort „Bogen“ abgeleitet wird, ohne germanisch-langobardische Elemente aufzuweisen16), kann er nur in der Zeit entstanden sein, als die gesamte Bevölkerung Oberitaliens nur mehr italienisch sprach. Spätestens um das Jahr 1.000 hatte auch der langobardische Adel seine germanische Sprache aufgegeben und sprach nur mehr das aus dem einstigen Provjnzlatein gebildete Italienisch16). Nach dem Jahr 1.000 und vor dem Jahr 1124 wird die Burg Arco demnach erbaut worden sein. Das hohe Alter der Burg läßt sich auch aus ihrem Grundriß erkennen. An der obersten Stelle des gegen das Flußufer steil abfallenden Felsens stehen die Reste des einstigen Berchfriedes, an den sich im weiten Bogen die Umfassungsmauer anschloß. Vermutlich bestand die alte Burg, wie in Italien üblich17 *), zunächst nur aus einem sogenannten Wohnturm, dem späteren Berchfried. Innerhalb der Umfassungsmauern konnten die Bewohner der Umgebung bei Gefahr Zuflucht finden und sich bereits in friedlichen Zeiten hier Häuser errichten. Tatsächlich unterschied man bereits im 13. Jhd. zwischen einer alten und neuen Bur* g 1S). Zu der älteren gehörte der genannte Berchfried und ein Pallas, der bereits 1196 erwähnt wird 19). !3) Arco-Archiv Mantua, Busta 9. 14) In den mittelalterlichen Urkunden regelmäßig „Archo“. 16) Freundliche Mitteilung von Prof. Kranzmayer, Wien. 16) W. Goetz: Die Entstehung der italienischen Nation; Festschrift für A. Dopsch, 1938, S. 346—47. 17) E. Ennen: Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953, S. 125. is) 1276, Arco-Archiv Mantua, Busta 10. i») F. r. A. 11/5, Nr. 59.