Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KRAUS, Wilhelm: † Walter Nemetz (1910–1958)

NACHRUF Walter Nemetz (1910 —1958). Am 18. 10. 1958, 13.10 Uhr starb Staatsarchivar 1. Klasse Dr. Walter Nemetz an den Folgen eines schweren Nierenleidens. Nemetz war als Sohn des Fachlehrers, späteren Bürgerschuldirektors Johann Nemetz am 1. 4. 1910 in Wiener Neustadt geboren und wuchs im elterlichen Hause auf, das ihm in seiner Eigenart, wie manche ihm nahe­stehende Freunde aussagen, in mancher Hinsicht zeit seines Lebens bestimmte Eigenheiten mitgegeben hat: eine unbedingte Aufmerksamkeit und Korrektheit in Haltung und Wort bei Besprechungen, eine geschärfte Dialektik im persönlichen Meinungsaustausch und einen Zug zur Lehr­haftigkeit. Er absolvierte 1927 (23. Juni) die Mittelschule in Wiener Neu­stadt mit einem Reifezeugnis mit Auszeichnung und wandte sich ab Wintersemester 1928 zlunächst dem Studium der Naturwissenschaften und Geographie an den Universitäten in Innsbruck und Graz zu, ganz offenbar, um die Mittelschullehrer-Laufbahn zu ergreifen. In Graz wurde er am 27. Juli 1933 zum Dr. phil. promoviert. Eine ursprüngliche Neigung, die schon in seine Knahenzeit mit ihren spielerischen Neigungen zurückreicht und wohl noch durch das militärische Leben in Wiener Neustadt, das seit mehr als l’/2 Jahrhunderten der Sitz der berühmten österreichischen Militärakademie war, verstärkt und vertieft wurde, hatte ihn schon früh mit dem Heerwesen in Berührung und Verbindung gebracht und war auch durch das in anderen Bahnen verlaufende Hochschulstudium nicht verdrängt worden. Sie führte ihn auch in einer wirtschaftlich außerordentlich schweren Zeit, die jungen Hochschulabsolventen nur schwer eine Möglich­keit bot, bald festen Fuß im Berufsleben zu fassen, in das Kriegsarchiv — hier zunächst nur als unbesoldeten Volontär seit 9. 4. 1934, Ab Winter­semester 1934/35 studierte er an der Universität Wien niun auch noch Geschichte. Seine Bewerbung um einen Aspirantenposten im Kriegsarchiv vom Dezember 1934 war erst am 1. 3. 1937 mit der Ernennung zum Aspi­ranten des Archivdienstes von Erfolg begleitet, der allerdings in finan­zieller Hinsicht sehr mager war: S 90. — monatliche „Beihilfe“. Diese Ernennung war mit der Bedingung zur Absolvierung des österr. Institutes für Geschichtsforschung verbunden, die für den wissenschaftlichen Dienst an den österreichischen Staatsarchiven verbindlich war nnd ist. Mit 1. 3. 1938 folgte die Ernennung zum „provisorischen Staatsarchivar 2. Klasse“ mit jährlich S 2460.— Gehalt. Am 9. 1. 1938 heiratete Dr. Nemetz Frl. Ilona Negrey, die Tochter eines Beamten der Donau- dampfschiffahrtsgesellschaft. Im Zuge der Überleitung des Kriegsarchivs als Heeresarchiv Wien in die dem Oberkommando der Deutschen Wehr­Mitteilungen Band 11 39

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