Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KRAUS, Wilhelm: † Walter Nemetz (1910–1958)
610 Nachruf macht unterstellte Heeresarchivorganisation nach dem 13. 3. 1938 wurde Dr. Nemetz mit 11. 10. 1938 zunächst als außerplanmäßiger Heeresarchivrat übernommen und weiterhin mit Wirkung vom 1. 4. 1941 zum Heeresarchivrat mit der Auflage ernannt, die fehlende militärische Grundausbildung als Soldat nach Beendigung des Krieges nachzuholen. Er erhielt sie aber schon durch seine erste Einberufung zum Gren. Ers. Batl. 1/134 Brünn vom 14. 10. bis 14. 12. 1942 in zweimonatlicher Dauer. Eine für 31. 5. 1943 beabsichtigte, doch wieder zurückgestellte neuerliche Einziehung des Dr. Nemetz zur Deutschen Wehrmacht (Aktion Unruh) wurde erst im Herbst 1943 mit der Einziehung zum Landesschützen-Ers. Batl. 17, Stammkompanie Hainburg Wirklichkeit; er wurde aber über Einschreiten des Direktors des Heeresarchivs Wien durch den „Beauftragten des Führers für die militärische Geschichtsschreibung“ (GM. Sdherff in Berlin) mit 28. 9. 1943 zum Stabe des Oberbefehlshabers Süd (als Kriegstagebuchführer) abgestellt mit der Aufgabe: 1. Rückführung der öst.-iung. Feldakten des ersten Weltkrieges und 2. Prüfung, wie das bisher beschlagnahmte italienische Aktenmaterial für die deutsche Kriegsgeschichtsschreibung sichergestellt werden könne. Diese Aufgabe führte nun Dr. Nemetz tatsächlich alsbald nach Italien, wo er bei der Durchführung seiner Aufgaben auch in immer stärkerer Weise den Ablauf der militärischen Ereignisse in Italien durch Hindernisse aller Art zu spüren bekam. Und hier geschah auch am 3. 5. 1944 bei einem Aktentransport im Kriegsgebiet durch einen Sprung auf den schon fahrenden Zug das Unglück, das ihn des rechten Beines beraubte und seiner weiteren Tätigkeit in Italien ein Ende setzte. Nach mehreren Operationen in mehreren Lazaretten und Spitälern in Italien und Wien konnte er erst am 7. 3. 1945 den Dienst im Heeresarcbiv wieder antreten. In Wien hatte ihm inzwischen der Luftkrieg einen weiteren schweren Schlag versetzt: seine Frau war am 10. 9. 1944 das Opfer eines Fliegerangriffes auf Wien geworden, einen Tag vor seiner Rückkehr aus Italien. Schwer hatte das Schicksal zugeschlagen und drückend waren nach der Befreiung Österreichs die allgemeinen Verhältnisse in mancher Hinsicht, besonders für einen, der schwer invalid geworden war. Doch: ungebrochen und unverzagt begann auch Nemetz, wie so viele andere, sich ein neues Leben aufzubauen: er absolvierte nunmehr das schon vor 1938 begonnene österreichische Institut für Geschichtsforschung mit einer Arbeit über: „Der Übertritt spanischer Truppen ins Heer Kaiser Karls VI.“ Am 10. 4. 1947 wurde er zum provisorischen Staatsarchivar im Personalstand des neugeschaffenen „österreichischen Staatsarchivs“, dem das Kriegsarchiv eingegliedert worden war, ernannt, am 2. 12. 1948 zum Staatsarchivar 2. Klasse und am 12. 12. 1952 zum Staatsarchivar 1. Klasse. Am 16. 1. 1946 gründete er durch Verehelichung mit Frl. Melitta Rosa Manner zum zweiten Mal einen eigenen Hausstand. Zwei Kinder, ein Bub Johann Walter, geb. 31. 1. 1947, und ein Mädchen Iris Melitta, geb. 21. 6. 1950, für die er ein außerordentlich besorgter und opferbereiter Vater war, entsprossen der Ehe. In den Jahrzehnten dieses so jäh und früh abgerissenen Lebenslaufes und seiner dienstlichen Tätigkeit hat Dr. Nemetz sich in uneimüdlichem