Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
CORETH, Anna: Das Schicksal des k. k. Kabinettsarchivs seit 1945
Rezensionen 607 Schweizerische Archive, Auswertung der Archive. Je 11 Abhandlungen gehören der archivwissenschaftlichen und der historischen Gruppe an. Es ist nicht möglich, jeden einzelnen Aufsatz anzuführen, es muß versucht werden, eine Auswahl zu treffen, so problematisch dieses Verfahren ist. H. N a b h o 1 z umschreibt die beträchtlichen Schwierigkeiten, die in den westlichen Ländern der Errichtung von Wirtschafts- und Kulturarchiven entgegenstehen, deren Organisierung in Staaten mit einer straffen staatlichen Lenkung leichter vor sich geht. K. S. Bader weist in seinem Beitrag „Archiv und Rechtsgeschichte“ auf die Notwendigkeit hin, bei der Ausbildung der Archivare die rechtshistorischen Disziplinen nicht zu vernachlässigen. In feinsinniger Weise versteht er die Wandlungen des Archivartyps seit dem 17. Jahrhundert zu zeichnen. Die Beiträge zum schweizerischen Archivwesen befassen sich teils mit quellenkundlichen Fragen (R. von Fischer, Das altbernische Kanzleiarchiv und seine Zürichbücher; L. W i n t e 1 e r, Das Tschudische Familienarchiv; W. Schiny der, Die Schicksale der Zürcher Zunftarchive), zum anderen führen sie hinein in die Geschichte einzelner Schweizer Archive, die in ihrem Werden und in ihrem Aufbau untersucht werden. Eindrucksvoll ist der Beitrag von B. Hübscher, Das bischöfliche Archiv Chur, dessen erkennbare Ordnung erst im 12. Jahrhundert, also später als in St. Gallen, einsetzt. Später verfiel es jedoch der Verwahrlosung und wurde lange der wissenschaftlichen Benützung verschlossen. Darob blieben Auseinandersetzungen mit den staatlichen Behörden nicht aus. Einem staatlichen Eingriff, der Aufhebung der Benediktinerabtei Rheinau 1862, zufolge, mußte sich das Archiv dieses Klosters auf die Wanderschaft begeben, bis es in Einsiedeln eine Heimstätte fand. Darüber berichtet P. R. H e n g g e 1 e r, O.S.B. Die Ausweitung der staatlichen Aufgaben seit dem 19. Jahrhundert ging auch an der Schweiz nicht spurlos vorüber. Einer Konzentration der Verwaltung entsprang das Bedürfnis der Errichtung eines Staatsarchives in Graubünden. Seinen Aufbau hat der Zürcher Archivar Paul Schweizer, ein Mann, der Privatdozent in Tübingen gewesen war und das deutsche Archivwesen kannte, weitgehend bestimmt. R. Jenny arbeitet diese Zusammenhänge klar heraus. Über Aufbau und Aufgaben des Stadtarchivs Zürich berichtet H. W a s e r. Der Beitrag von P. Gail Heer, O.S.B., Abt Plazidus Tanner und das Stiftsarchiv Engelsberg, zeichnet das Lebensbild eines Mannes, der, wie so viele vor und nach ihm, als Archivar Autodidakt gewesen ist, der aber in der Schweizer Geschichtsforschung seinen Mann gestellt hat und dessen wissenschaftliche Korrespondenz wertvolle Aufschlüsse vermittelt. Der zweite Teil der Festschrift steht unter dem Titel: Auswertung der Archive. Dazu steuert L. Santifaller mit gewohnter Akribie Bemerkungen zur Urkunde Kaiser Friedrichs I. für das Domkapitel von Cittä di Castello von 1163 Nov. 6 (St. 3988 a) bei, deren Original vor wenigen Jahren im Antiquariatshandel der USA auftauchte und dann in den Besitz eines Schweizer Sammlers überging. Das von D. Schwarz edierte Schatzverzeichnis des Großmünsters in Zürich von 1333 enthält neben Kunst- und Gebrauchsgegenständen auch liturgische Bücher, jedoch keine Archivalien. Aus dem Schweizer Urkundenbestand bis 1100 hat