Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

BLAAS, Richard: Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana

52 Richard Blaas pöses Begräbnis bereitete und ihm ein Ehrengrab vor dem Hochaltar der Animakirche widmete54 * 56). Nach dem Tode Duerkopps finden wir auffallenderweise über 20 Jahre keinen deutschen Auditor mehr unter den Rotarichtern. Dies dürfte wohl damit Zusammenhängen, daß das deutsche Element an der Kurie gerade in dieser Zeit stark zurüokgedrängt wurde B5) und daß sich der deutsche Kaiser und das Reich um dieses Amt noch nicht kümmerten, die Ernennung eines Auditors der deutschen Nation noch völlig dem Belieben des Papstes anheimgestellt war. Erst der Nachfolger Hadrians VI., des letzten deut­schen Papstes, Clemens VII. entsandte wieder einen Vertreter des Reiches in das Auditorenkollegium. Er ernannte den im Gefolge Hadrians nach Rom gekommenen Peter van der Vorst58), einen gebürtigen Bra- banter, Sohn des brabantischen Kanzlers, zum Auditor Rotae. Eine Mit­wirkung des Kaisers bei seiner Ernennung wäre durchaus möglich, wenn auch nicht quellenmäßig zu belegen57). Peter van der Vorst präsentierte das Motuproprio seiner Ernennung der Rota am 9. Jänner 1526. In der deutschen Kirchengeschichte ist Peter van der Vorst, dem 1534 Papst Paul III. das Bistum Acqui verlieh, bekannt als Nuntius für die Ankündi­gung des von den Protestanten so stürmisch geforderten Konzils. Es ist hier nicht der Ort, auf seine Nuntiatur58) einzugehen, sie unterstreicht nur noch einmal deutlich, welche Stellung die Auditoren der Rota bekleide­ten, und erhärtet die Behauptung, daß sie vielfach eben als erfahrene Juristen zu schwierigen diplomatischen Missionen herangezogen wurden. Sein Auditoramt behielt auch Vorst als Locumtenens bei. Der deutschen Nationalstiftung in Rom stand er mehrmals als Provisor vor59). Paul III. nennt ihn in seinem an König Ferdinand I. gerichteten Empfehlungs­schreiben, womit er ihn 1536 auf seine Nuntiaturreise nach Deutschland sandte, unius ex palatii apostolid causarum atuditoribus locmntenentem 34) Schmidlin, Anima, S. 113. — L. C., pag. 248: Obiit Romae die mercurii 6 mensis novembris hora 16 vel quasi anno d. 1499 et fuit sepultus die sequenti cum pompa in hospitali nostro ante altare május. — 56) Bezüglich der Italienisierung der Kurie zu Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jh., vgl. W. v. Hofmann, Forschungen zur Geschichte der kúriaién Eehörden. Rom 1914, S. 238 ff. 56) Cerchiari, a. a. 0., vol. II, nr. 379. — Schmidlin, Anima, S. 362, L. C., pag. 43. 67) Schmidlin, Anima, S. 362 schreibt: „Karl V. ernannte ihn zum Auditor für die deutsche Nation.“ Leider aber wird für diese Behauptung keine Quellen­angabe beigebracht. 58) Walter Friedensburg, Nuntiaturberichte aus Deutschland 1553—1559 (Gotha 1892), 1/2. Bd., S. 41 ff. — Eubel, Hierarchia Catholica, vol. Ill, S. 126, Acqui, Anm. 4. P. Vorst erhielt das Bistum Acqui am 20. Februar 1534. — Hubert Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, Bd. I, Der Kampf um das Konzil (Freiburg 1949), S. 254 ff. und vor allem S. 551, Anm. 15. 59) Schmidlin, Anima, S. 363.

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