Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
BLAAS, Richard: Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana
Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana 51 Dr. Nikolaus Drey von Edam, Kirchenrechtslehrer an der Universität Köln49). Von einer kaiserlichen Mitwirkung bei seiner Ernennung kann noch keine Rede sein, trotzdem muß die Reihe der deutschen Nationalauditoren mit ihm eröffnet werden, weil in der genannten Bulle Sixtus IV. die Ländervertretungen im Auditorenkollegium bereits festgelegt erscheinen. In dem Motuproprio vom 12. März 1484, in dem die Zwölfzahl neuerlich sanktioniert wird, fehlt der Name des deutschen Auditors Drey, er dürfte in der Zwischenzeit aus dem Auditorenkollegium ausgeschieden sein. Aber bereits unter den von Innozenz VIII. ernannten Auditoren ist die deutsche Nation wieder mit einem Auditor nationalis vertreten. Dr. Eckehard Duerkopp50), Propst von Hildesheim, Dekan von Minden und Archidiakon von Borsem, der bereits am 29. Oktober 1486 im Bruderschaftsbuch der Anima als Auditor eingetragen ist, tritt uns als eine der profiliertesten Persönlichkeiten der ersten deutschen Rotaauditoren entgegen. Er galt in Rom als „mächtiger Prälat“, dessen kraftvolle Persönlichkeit vor allem in der Leitung der Anima spürbar war51). Nachdem er 1489 das erledigte Bistum Schleswig an sich gebracht hatte, blieb er weiterhin als Locumtenens Auditor an der Rota52). Eine Zeitlang war er außerdem Gesandter des Dänenkönigs Johann (1483—1513), der ihn dann wiederholt, aber vergeblich an seine Residenzpflicht als Bischof erinnerte. Noch kurz vor dem Tode Duerkopps traf ein Brief König Johanns beim hl. Kollegium ein, in dem er ihm die Beglaubigung für den Gesandtenposten entzog und die Kardinäle aufforderte, den säumigen Bischof zu zwingen, sich in seine verwaiste Diözese zu begeben53). Duerkopp hat seine Diözese nie betreten, denn bald nach diesem offiziellen Schritt des Dänenkönigs starb er. Sein ansehnliches Vermögen vermachte er der Animabruderschaft, die ihm dafür am 6. November 1499 ein pom49) Cerchiari, a. a. O., vol. II, nr. 325, vol. III, Documenta, nr. 107 und nr. 111. — Nikolaus Hilling, Die römische Rota und das Bistum Hildesheim am Ausgang des Mittelalters (1464—1513), in Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, Heft 6 (Münster 1908), S. 22. B0) Cerchiari, a. a. O., vol. II, nr. 341, vol. III, nr. 139; N. Hilling, Rota und Hildesheim s. h. Register; Hermann Hoberg, Die Protokollbücher der Rotanotare von 1474—1517 in Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung XXXIX (1953), S. 187. Konrad Eubel, Hierarchia Catholica Medii Aevi vol. II, S. 263, Schleswig, Anm. 2. — Schmidlin, Anima, S. 106, 113. Liber Confraternitatis (abgekürzt L. C.), S. 29. BX) Schmidlin, Anima, S. 106. „Unbestritten die Hegemonie hat der ,mächtige Prälat' Egerdus Dürkop von Hildesheim inne.“ 52) Eubel, a. a. O., vol. II, S. 263. Ebenda, Anm. 2: Ille Eggehardus post ipsam promotionem in curia remansit, quamquam a Rege Daniae ad residentiam in dioecesi faoiendam revocabatur. — Die Auditoren, welche auch nach ihrer Ernennung zu Bischöfen an der Rota verblieben, hießen Locatenentes — episcopi maneant tanquam locatenentes —. Das Wort hat hier nicht die Bedeutung der Stellvertretung, sondern bezeichnet einfach einen bischöflichen Stelleninhaber. Vgl. Hilling in Archiv f. kath. Kirchenrecht, Bd. 84, S. 99. 53) Eubel, a. a. 0., vol. II, S. 263, Schleswig, Anm. 2. 4*