Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

BLAAS, Richard: Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana

50 Richard Blaas et doctrinae viros ex omnibus mundi partibus magna cum diligentia conquisitos 46). Unter den aus allen Teilen der christlichen Welt ausgewählten Män­nern für das Richteramt waren immer wieder auch solche der deutschen Nation. Das nimmt auch weiter nicht wunder, wenn man bedenkt, daß gerade im 14. und 15. Jh. das deutsche Element an der Kurie besonders stark vertreten war. Ihrer regionalen Zusammensetzung nach rekrutierte sich die deutsche Gruppe der Kúriaién der Hauptsache nach aus den west­lichen Provinzen des Reiches. Westfalen, Rheinländer und Niederländer stellten das Hauptkontingent. Aus diesen deutschen Kurienbeamten wurden in der Regel auch die Vorsteher der deutschen Nationalstiftung Santa Maria deli’Anima gewählt47). Da aber vor Festsetzung der Zwölfzahl der Richter an der Rota durch Sixtus IV. nicht von einem eigentlichen nationalen Auditorial gesprochen werden kann, soll hier auf die vor diesem Zeitpunkt gelegentlich erwähnten deutschen Auditoren der Rota nicht näher ein­gegangen werden48). Die bereits einigemal zitierte Bulle Sixtus IV. Romani Pontificis vom 14. Mai 1472, mit der die Anzahl der Rotarichter auf zwölf festgesetzt wird, zählt die damaligen Auditoren namentlich auf. Unter ihnen scheint auch ein deutscher Auditor auf und zwar der noch unter Paul II. ernannte 46) Bulle In throno justitiae s. h. Anm. 28. 47) Vgl. J. Schmidlin, Geschichte der deutschen Nationalkirche S. Maria dell’Anima (Freiburg 1906), S. 79: „Die Kurie übte wieder — (nach der Rück­kehr der Päpste aus Avignon) — ihre volle Anziehungskraft auf die Söhne Germaniens aus. Unter Martin V. drangen sie wie in alle Gewerbe und Hand­werke, so auch in die hervorragendsten Stellungen ein: in der päpstlichen Hof­haltung, in den Verwaltungs- und Justizbehörden, in der Kanzlei, Datarie, Pönitentiarie, Kammer und Rota, als Protonotare, Auditoren, Korrektoren, Skriptoren, Abbreviaturen, Pönitentiare, Notare, Kursoren, Prokuratoren tau­chen die Deutschen massenweise auf.“ Die wichtigste Quelle für den Nachweis der deutschen Kurialbeamten im 15. Jb. ist sicherlich der Liber Confratemitatis (L.C.) B. Mariae de Anima Teutonicorum de Urbe, hrsg. Romae-Vindob. 1875. 4S) Es seien hier nur kurz angeführt: Johann Schallermann, Dompropst von Brixen, später Bischof von Gurk (Schmidlin, Anima, S. 142), Cerchiari, a, a. O., vol. II. nr. 265 führt ihn unter Johannes Stalderman aut Scallerman an, zum Auditor ernannt unter Martin V. S. h. auch Liber Confratemitatis, p. 19. — Hermann Dwerg — (Cerchiari, a. a. O., vol. II. nr. 241); Dr. Hartung Molitoris von Cappel — (Cerchiari, nr. 261); Kunz von Zwola, seit 1431 Bischof von Olmütz — (Cerchiari, nr. 266); Nikolaus Vordis; Johann Walling, Propst von Lübeck — (Cerchiari, nr. 270, L. C. pag. 19); Wilhelm Boutt von Ant­werpen — (Cerchiari, nr. 282); Laurenz Blumenau, Prokurator des Deutschen Ordens — (Cerchiari, nr. 306). — Die große Zahl deutscher Auditoren in der ersten Hälfte des 15. Jh. läßt auf ein deutliches Übergewicht des deutschen Kontingentes an der Kurie schließen. Vgl. hiezu W. v. Hofmann, Forschungen zur Geschichte der kúriaién Behörden vom Schisma bis zur Reformation, S. 211 ff. Zusammensetzung des Beamtenpersonals. Bezügl. der deutschen Audi­toren der Rota in dieser Zeit, S. 240, Anm. 1.

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