Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
BLAAS, Richard: Das kaiserliche Auditoriat bei der Sacra Rota Romana
46 Richard Blaas ten 5 die Tiara — Clemens VIII., Gregor XV., Innozenz X., Alexander VIII., und Clemens XIII. waren Auditoren der Rota — 94 erhielten den Kardinalshut, 179 wurden zu Bischöfen ernannt, 28 waren als päpstliche Nuntien tätig. Aus dieser Aufstellung allein schon erhellt die Bedeutung der Stellung der Rotaauditoren. Der Posten eines Dekans der Rota galt jahrhundertelang als sicherer „posto cardinalizio“ 26). Zahlreiche Privilegien27) speziell das Benefizienwesen betreffend hoben das Auditorenkollegium aus dem Kreis der übrigen Kúriaién heraus, die Auditoren waren in der Regel auch mit wichtigen Aufgaben und Ämtern in den Kardinalskongregationen betraut. Daß bei der Zusammensetzung der Rota, des obersten kirchlichen Gerichtshofes der katholischen Welt, nach Möglichkeit alle Länder entsprechend ihres Anteiles an Katholiken berücksichtigt werden sollten, ist als Grundsatz schon sehr früh vertreten und angewendet worden. Die Auswahl der Auditoren ex omnibus mundi partibus 28) war aber auch aus rein praktischen Erwägungen sowohl für die Kurie wie für die Länder von Vorteil. Das Ansehen der Rota und das Vertrauen in ihre Rechtsprechung konnte nur gewinnen, wenn die Parteien in ihr Richter vertreten wußten, die mit Sprache, Gewohnheiten und rechtlichen Besonderheiten ihres Heimatlandes vertraut waren. Andererseits war es auch für die Kirche gewiß von Nutzen, daß das Vertrauen der katholischen Höfe, die zur Exekution richterlicher Entscheidungen der Rota doch auch ihre Hilfe leihen mußten, in der Anwesenheit eines nationalen Auditors bei diesem Gerichtshof eine gewisse Stütze fand. Die Vertretung einzelner Nationen an der Rota war ursprünglich in keiner Weise geregelt, es hatte bald die eine oder die andere Nation einen gewissenVorsprung. Während der avignonesischen Zeit stellten (Frankreich und Italien, in der Mitte des 15. Jh. Spanien und vom 16. Jh. an wieder Italien die große Mehrzahl der Auditoren. Aber auch Deutsche waren schon im 14. Jh. im Richterkollegium der Rota vertreten29). Von einem nationalen Auditoriat im eigentlichen Sinn kann aber in dieser frühen Zeit noch nicht gesprochen werden, da weder die Anzahl der Auditoren feststehend war, noch eine direkte Einwirkung einer bestimmten Nation oder Regierung auf die Ernennung nachgewiesen werden kann. Die Er28) Administrative Registratur des Ministerium des Äußeren, F 26, Msgr. Montéi, Bericht Nr. 18 B ddo. Rom, den 14. Mai 1894, ... den Hinweis auf ein altes Herkommen, wonach dem Dekan der Rota nach durchschnittlich sechs Jahren, so wie den Nuntien I. Kl. der Purpur verliehen zu werden pflegte ... 27) Die den Auditoren der Rota verliehenen Privilegien sind zusammengefaßt in der Schrift: Breve esposizione cronologica dei privilegi conferiti dai Sommi Pontefici agli uditori della Sagra Romana Rota, Roma 1880. Vgl. Schneider, Rota, a. a. O., S. 113, Anm. 3. Cerchiari, a. a. O., vol. I. Cap. LXVII. De Capellanorum Auditorum Rotae privilegiis. Über ihre Tätigkeit in den Kardinalskongregationen, vgl. ebenda, Cap. LXVI. 2S) Aus der Bulle Pius IV. In throno justitiae. 27. XII. 1561. Cerchiari, a. a. O., vol. III. Documenta, nr. 175, S. 297. 29) ygi Schneider, Rota, a. a.O., S. 99, Anm. 6, S. 100, Anm. 3.