Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz
Die amtlichen Verbotslisten 449 lemy, den Novellisten Merimée, die Romanciers Stendhal, Balzac, George Sand, Paul de Kock, sowie Janin, Soulié, Laval und Guérin. Neben ihnen sind als erfolgreichste Schriftsteller Alexander Dumas und Eugene Sue, die namentlich später vielfach in Übersetzungen, auch polnischen und italienischen, in den Verbots Verzeichnissen erscheinen, besonders zu erwähnen, desgleichen Scribe, der Verfasser zahlreicher Textbücher zu Opern 12S * * *), die noch heute gespielt werden. Als verboten oder nur beschränkt erlaubt wurden häufig Zeitschriften geführt, vermutlich zogen sie sich diese Zensurentscheide durch Artikel von oder über unerwünschte Autoren zu, auch Feuilletons oder die ebenfalls erst neuaufgekommenen Fortsetzungsromane mögen sie verursacht haben. Deutlicher tritt uns der Grund für Verbote bei literarhistorischen Schriften entgegen, beispielsweise bei Besprechungen literarischer Neuheiten oder des modernen französischlem Theaters. Gegenüber dieser Fülle sind Werke britischer Autoren recht spärlich vorhanden, dazu fast nur als Übertragungen, aber auch die in englischer Sprache erschienenen Schriften sind bis auf zwei im Auslande verlegt worden. Wenn Farkas sagt, die Werke englischer Dichter seien der Zensur nicht unterworfen gewesen, so mag es für Ungarn, wo nach seiner eigenen Angabe die Zensur nachsichtiger war als diesseits der Leitha, zutreffen, für Österreich aber nicht129). „Shakespeares sämtliche Schauspiele“, eine Ausgabe, die 1833 in Gotha herauskam, wurde verboten (34 II/l), Thomas Moore, The poetical works, 2 Bde., Paris 1835, erhielt erga schedam (35 VII/1). Von älteren Schriftstellern und Dichtern findet sich sonst nichts, von den neueren ist Lord Byron am häufigsten vertreten, mit einer Ausnahme wurde alles von oder über ihn mit damnatur abgefer12S) Verboten wurden beispielsweise „Robert le Diable, opera en 5 actes. Paroles de Scribe et Delavigne, musique d’Auber. Paris 1832; Burba“, und dazu eine deutsche Übersetzung von Hell (beide 33 II/2), ferner „Gustav oder ein Maskenball“, Oper in 5 Aufzügen, nach dem Französischen des Scribe bearbeitet von Fr. v. Lichtenstein. Mainz 1833 (34 II/2); alle drei unter den Büchern angeführt. Aber auch einzelne Arien (31 VI/1 u. VII/2, 32 VI/1) wurden nicht erlaubt. Ganz unwahrscheinlich ist die Angabe bei Frankl, a. a. O., S. 191. —• Übrigens wurde 1833 „Robert der Teufel“ sowohl im Josef Städter als auch im Kärntnerthortheater aufgeführt! Zu „Lestocq, ou l’intrigue et l’amour. Opera comique en 4 actes, paroles de Scribe, musique d’Auber. Paris 1834“ (35 III/2, erga sch.) vgl, M a r x, a. a. O., S. 188. 129) Vgl. Stern, a. a. O., V, S. 43 ff. — Farkas, a. a. 0., S. 31, 46 (Fußnote 3), 142, 166 ff., 174; zur Zensur, S. 39, 167; er betont die dauernde Einwirkung der Briten. — Byron: 30 IV/1, französ.; 30 IX/1 poln.; 30 X/2 u. 31 IX/2, deutsch; 31 1/1 u. 34 IX/2 engl. — Neben dem angeführten Werk Elliotts ist noch „The Shelley Papers, Memoir of Percy Byshe Shelley by T. Medvin and original poems. London 1834“ (34 VI/2) in England selbst erschienen. — Diese Pariser Ausgabe Moores (1779—1852) ist nicht im British Museum verzeichnet, von Stapleton nur die englische; den deutschen Übersetzer nennt auch Kayser nicht. — „Die Grenzboten“, 1846, Heft 5 (Engl. Dichter, I. Thorn. Moore). Mitteilungen, Band 11 29