Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

MARX, Julius: Die amtlichen Verbotslisten. Neue Beiträge zur Geschichte der österreichischen Zensur im Vormärz

450 Julius Marx tigt. Gleiches Geschick widerfuhr Shelley (34 VI/2, 35 III/l), sowie Bul- wer, dessen „Rheinpilger“ in französischer und deutscher Sprache (34 VI/2 u. VII/2) angeführt sind, desgleichen zweimal Schriften von Walter Scott (30 V/l, 31 III/2, französ., engl.) sowie John Fenimoore Cooper (französ. 32 VIII/2) und schließlich Captain Marryat (engl. 35 VII/2), die beide je einmal aufscheinen; des letzteren Werk hatte erga schedam, ebenso Elliott, The Splendid Village, Comlaw rhymes, and other Poems, 2 vol., London 1833/35 (35 VIII/1). Von politischen und geschichtlichen Veröffentlichungen wurden verboten Broughams Polenschriften (31 V/2 u. IX/2, französ., deutsch), William Ellery Channings Napoleonwerk (31 VII/2, deutsch); hingegen erhielt man Scheden auf Augustus Granville Stapleton, Leben Cannings (34 VI/2, deutsch), Benthams Werke (30 1/1, französ.), Sheridans Parlamentsreden (30 IV/1, engl.) und Hudson Lowes Memorial (30 II/l u. IV/1, französ., deutsch). Der Kuriosität halber sei hier eine Abhandlung erwähnt, die eine heute wieder brennend gewordene Frage „löste“: Dr. Th. Graham, Neue untrügliche Heilmethode des Kreb­ses. Nach dem Engl. v. Goldspiegel. Illmenau (32 XI/1). Manchmal finden sich in den Listen englische Zeitschriften wie The Monthly Magazine, The Edinburgh Review und The Westminster Review, einmal auch eine ameri­kanische: Keepsake americain, New York 1832 (31 XII/2) 13°). Trotz dieser unbedeutenden Zahl von Werken — einige unbekanntere Autoren werden nicht erwähnt — darf man den Einfluß der Angelsachsen nicht unterschätzen, man denke an Schuberts Vorliebe für Cooper, dessen Lederstrumpfgeschichte einen ganzen Literaturzweig hervorrief, an Scott, dessen Erzählung zur Oper Lucia di Lammermoor den Text lieferte, gar nicht zu reden von Lord Byron, aus dessen „Childe Harold“ * 131) sogar Fürst Metternich Teile auswendig konnte; man las in der Wiener Gesell­schaft Shakespeare in englischer Sprache132). Immerhin muß man fest­13°) Glossy, a. a. 0., Anm., S. 120. — In den Listen, z. B. 34 1/2, findet sich auch eine Zeitschrift „Der Nordamerikaner“; sie erhielt erga schedam, ebenso das Werk eines A. Witte, das nebst einer kurzen Schilderung der Verein. Staaten auch ausführliche Vorsichtsmaßregeln für Auswanderer bot (34 IX/2). 131) Zedlitz’ Übersetzung des 3. Gesanges, die im Taschenbuch „Vesta“, Jahrg. 1835, erscheinen sollte, wurde nicht zugelassen (34 II/l), was die Angabe bei Frankl, a. a. 0., S. 210, unwahrscheinlich macht. — Castle, a. a. 0., S. 80 f. — K. Brunner, Byron und die österreichische Polizei; im Archiv f. d. Studium der neueren Sprachen u. Literaturen, 148. Bd., Braunschweig—Berlin 1925, S. 28 ff. 132) Pulszky, a. a. O., I, S. 353 f. — Zur Kenntnis der englischen Literatur vgl. Andrians Zitate in „Oesterreich und dessen Zu­kunft“, 1. Teil, sowie P. Ku randa, Großdeutschland und Großösterreich bei den Hauptvertretern der deutschösterreichischen Literatur 1830—1848; Wien und Leipzig 1928; S. 28, Fußnoten 1 und 40. — Erwähnt seien auch Schrey- vogels und Bauemfelds Übersetzungen: Glossys Kl. Schriften, a. a. O., S. 68 ff., 216. — Farkas, a. a. O., S. 167. — Zu Széchenyis Anglomanie: S r b i k, Metternich, I, S. 470 f.

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