Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 33 milian scheint sich seiner gleichfalls bedient zu haben 137 138). Im Jahre 1503 starb der hochgelehrte Arzt in Augsburg, wo im Kreuzgang des Domes sein von Gregor Erhärt in gelbem Sandstein ausgeführtes Renaissance- Epitaph aufgestellt ist. Der Grabstein zeigt das Bild des Verstorbenen in Halbfigur, dargestellt „als Gelehrter unter seinen Büchern und als gläubiger Christ mit dem Rosenkranz in der Hand“ 13s). Dr. Nikolaus Poll Er zählt zu den wenigen Ärzten, die bereits eine eingehende Würdi­gung erfahren halben 139). Erzherzog Sigmund soll Poll in seiner Jugend zu sich genommen und ihn erziehen haben lassen. Auch für sein Studium sorgte Sigmund und nahm 1487 Poll als Diener auf. Zu dieser Zeit besaß er weder einen akademischen Titel noch wird seine medizinische Tätigkeit erwähnt. Erst 1495 wurde Poll mit jährlich 100 fl. Besoldung zum Leibarzt ernannt und däbei mit dem Titel Doktor bezeichnet. Schließlich trat er noch in die Dienste Ferdinands I. Trotzdem Poll großes Ansehen genoß und einer der gelehrtesten Ärzte am Innsbrucker Hof war, hatte er ständig um seine wirtschaftliche Existenz zu kämpfen und trat mit zahlreichen Gesuchen an den Landesfürsten heran. Nikolaus Poll besaß eine umfangreiche Bibliothek, die nach seinem Tode im Jahre 1532 in den Besitz des Klosters Innichen überging. Mehr als die Hälfte seiner Bücher befindet sich derzeit in den Vereinigten Staa­ten, darunter sein eigenes Werk über die Syphilis „De cura morbi Gallici per lignum Guaycanum, 1535“, wovon 1947 in New York eine textkritische Edition erschien. Polls Persönlichkeit, seine Geisteshaltung an der Wende zweier Zeiten wird aus einem Briefwechsel mit Veit Bild, einem gelehrten Mönch des Klosters St. Ulrich in Augsburg ersichtlich. Poll befaßte sich intensiv mit den physikalisch-thematischen Lehren seiner Zeit und darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, für die Stadt Innsbruck als erster die magne­tische Mißweisung festgestellt zu haben. In medizinischen Belangen scheint Dr. Poll dem Mystiker Raimundus Lullus (1235—1315) verpflichtet gewesen zu sein, wonach die Erkenntnis der Natur nur durch Kontempla­tion, durch gläubiges Versenken in Gott möglich sei. 137) Victor v. Kraus, Maximilians Beziehungen zu Sigmund von Tirol in den Jahren 1490—1496 (Wien 1879), S. 54, n. 64. 138) Gertrud Otto, Gregor Erhärt (Denkmäler deutscher Kunst, heraus­gegeben vom Deutschen Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1943), S. 44 und 88. Richard K. Donin, Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Zweiter Band. Gotik (Wien 1955), S. 155. In freier Anlehnung an das Porträt des Grabsteins wurde nahezu 40 Jahre nach dem durch Vergiftung eingetretenen Tode Occo in einer Medaille verewigt. Georg Habich, Die deutschen Schaumünzen des 16. Jahr­hunderts. Bd. 1/1 (München 1929), S. 68, n. 432. 139) Hanns Bachmann, Dr. Nikolaus Poll, Hofarzt zu Innsbruck (Ver­öffentlichungen des Museums Ferdinandeum Bd. 26/29, Jahrgänge 1946/49, Innsbruck 1949), S. 410 ff. Mitteilungen, Band 11 3

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