Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

34 Harry Kühnei Die Ärzte der Frühzeit Maximilians. In der Jugendzeit werden vermutlich im Krankheitsfalle des Erz­herzogs die Ärzte des Vaters gerufen worden sein. Knapp ein Jahr nach der Eheschließung mit Maria, der Tochter des gefallenen Herzogs Karl von Burgund, am 23. Juni 1478, zeigten Domonicus de Hassadonis und Joannes de Lannoy, die Leibärzte seiner Gattin, dem Fürsten die Geburt eines Sohnes an 140). Zweier Ärzte Maximilians wurde bereits gedacht, es sind dies der greise Doktor Lupi von Portugal und Doktor Jorg Kirchmayr. Ihnen schließt sich der Leibarzt Jorg Oliverus an141), während Johann Baptista Balgaranus 1498 aus Mailand aufgetragen wurde, für das leibliche Wohl Bianca Maria Sforzas zu sorgen142). Im November 1510 berichtete Balga­ranus, oder wie sein Name noch überliefert wird, Baldironus, von dem besorgniserregenden Gesundheitszustand seiner Patientin, die infolge ihrer mannigfachen Krankheiten zu Silvester starb. 1511 übernahm Maximilian den Leibarzt seiner Gemahlin. Baldironus diente außerdem noch Karl V. einige Jahre; 1526/27 soll er gestorben sein. Als gleichzeitige Wundärzte wären Hans Schnerl, der 1498 auf zehn Jahre verpflichtet wurde, für Maximilian I. und seinem Hofgesinde tätig zu sein, sowie Degenhart Krautschach, Hanns Poghart und Niclas Hausen zu nennen. Poghart wurde 1505 schließlich von Maximilian auf Lebenszeit gegen eine jährliche Be­soldung von 100 fl. auf genommen143). Die ständische Herkunft der Ärzte. Bei der Untersuchung der ständischen Herkunft der Leibärzte bis in das 14. Jahrhundert zeigt es sich, daß diese in den meisten Fällen auch die Funktion eines Hofkaplans ausübten, jedenfalls aber dem geistlichen Stand angehörten. Eine solche Erscheinung ist verständlich, wenn man den Bildungsplan der mittelalterlichen Orden näher ins Auge faßt. Es war zunächst kein Geringerer als der Gelehrte und Staatsmann Cassio- dor, der nach der Gründung des Klosters Vivarium den Mönchen auch das Studium der Medizin zur Pflicht machte. Die Mönchsärzte süd­italienischer Klöster im 11. und 12. Jahrhundert trugen durch Übersetzen und Abschreiben Entscheidendes zur Überlieferung des medizinischen Wis­sens der Antike und Araber bei, wie die Mönche des Mittelalters über­haupt als das geistige Bindeglied zwischen der Antike und der neuen 140) HHSTA Familienakten Karton 18, 1478 Juni 23, Brügge. 141) HKA (Hofkammerarchiv) Gedenkbuch Bd. 4, fol. 115r und Bd. 6, fol. 68r, Bd. 10, fol. 197r. 142) HKA Gedenkbuch Bd. 4, fol. 132v, Bd. 16, fol. 42v, Bd. 14, fol. 340>\ 14S) HKA Gedenkbuch Bd. 4, fol. 10v, 13r, 15r, 109v und 110>', Bd. 6, fol. 54r. Karl Schadelbauer, Hof-Leibärzte Kaiser Maximilians I. zu Innsbruck (Fest­schrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin, Bd. 2, Wien 1948), S. 421, HKA Gedenkbuch Bd. 11, fol. 43r.

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