Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

30 Harry Kühnei Krankheit befürchten ließ. Keineswegs aber besteht die jüngst aus­gesprochene Vermutung zurecht, Albrecht sei der Beulenpest zum Opfer gefallen119). Die Ärzte der Herzoge Friedrich IV. und Sigmund von Tirol. Herzog Friedrich, mit dem Beinamen „senior“ zum Unterschied von seinem Neffen Friedrich V., hatte 1432 einen jüdischen Arzt, genannt Mei­ster Rubein, in seine Dienste genommen. Er gestattete ihm, in Tirol sich zoll- und steuerfrei aufzuhalten, „wan er sich seiner arbait mit erczney erneret“ 12°). Dem kunstsinnigen Fürsten standen aber auch noch andere Ärzte zur Verfügung. Im Jahre 1435 bewilligte Papst Eugen IV. dem Herzog, daß er von Fasttagen befreit sein solle, wenn seine Ärzte oder sein Beichtvater dies für notwendig erachten121). Der in seiner Art leichtlebige und temperamentvolle Herzog Sig­mund neigte ebensosehr zur Prunkliebe wie er dem Humanismus zugetan war und nach besten Kräften Kunst und Wissenschaft förderte. Seine Wertschätzung gegenüber der Medizin beweist die ständige Anwesenheit zweier „Buchärzte“ in seiner Umgebung, obgleich er auch zu den eif­rigen Anhängern der Astrologie und Alchemie gehörte122). Aus der Frühzeit Sigmunds haben wir namentlich nur Kenntnis von drei Ärzten, dem Bucharzt Hans Baptista 1451, vom Meister Costede 1452 und von Johannes de Attisa von Trient (1461—1464). Nach der Einnahme der Burg Buonconsiglio in Trient im Spät­sommer des Jahres 1463 durch Sigmund, kehrte dieser nach Innsbruck zurück, doch hatte ein Großteil des Hofstaates wegen der Pest die Stadt verlassen. Meister Hanns aus Worms (1463—1466), der herzogliche Leib­arzt, empfahl seinem Fürsten, sich nach Sigmundsburg bei Nassereith zurückzuziehen und dort das Ende der Seuche abzuwarten. Die Jahres­wende von 1464 auf 1465 verbrachte Herzog Sigmund in Zell am Unter­119) Dies wurde von Rudolf Büttner, Michael Puff aus Schrick (1400 bis 1473). Kulturberichte aus Niederösterreich (Beilage der „Amtlichen Nachrichten der N.Ö. Landesregierung“, Jg. 1956, Folge 6), S. 42 behauptet. Hanns Hiersz- niann, Türhüter Albrechts VI. von Österreich. Bericht über Krankheit und Tod seines Herren, 1463/64. (Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, heraus­gegeben von Theodor v. Karajan, Wien 1859), S. 34 ff. Das Original des Berich­tes befindet sich im HHSTA Familien-Akten, Karton 60; 1463 XII 2. Alphons Lhotsky, Thomas Ebendorfer (Schriften der Monumenta Germaniae Historica, Bd. XV, Stuttgart 1957), S. 54. Rupprich, Das Wiener Schrifttum, S. 182. 12ü) Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. 5, S. CCLXX, n. 3087. 121) Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. 5, S. CCXCV, n. 3376. 122) j Karl Moeser — Fritz Dworschak, Die große Münzreform unter Erz­herzog Sigmund von Tirol (Wien 1936), S. 14 ff.

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