Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

28 Harry Kühnei „stumpp“ zu verheilen, nach weiteren vier Wochen war die Wunde nur mehr ganz geringfügig und der Kaiser entließ bis auf zwei alle seine Ärzte gegen reichliche Belohnung. Friedrich III., der nach Mitteilung des Wundarztes Hans Suff seit 40 Jahren am Tag Mariä Himmelfahrt abends fastete, bestand auch nach seiner schweren Operation entgegen dem Anraten der Ärzte dar­auf, nur Wasser und Brot zu sich zu nehmen. Um 12 Uhr nachts wurde er von einem Schlaganfall heimgesucht, dem er am 19. August erlag111). Zwei nicht zeitgenössische Quellen112) geben als Todesursache jedoch Dysenterie an, die sich nach dem Genuß von Melonen eingestellt haben soll. Gerard von Roo hingegen bringt die Erkrankung des Fußes mit zu reichlichem Melonenessen in Zusammenhang113). Es ist immerhin auf­fallend, daß in dem in allen Belangen so exakten Bericht des Meisters Hans Suff diese Möglichkeit nicht einmal angedeutet wird. Die Eingeweide Kaiser Friedrichs III. wurden beim Hauptaltar der Pfarrkirche in Linz bestattet, der einbalsamierte Körper mit dem ampu­tierten Fuß im Stephansdom zu Wien beigesetzt114). Der am Krankenlager des Kaisers gewesene Leibarzt Doktor Matheo Lupi war portugiesischer Herkunft und stand ursprünglich im Dienste Karls des Kühnen von Burgund, dessen Leiche er nach der Schlacht bei Nancy identifizierte. Bei seiner Anwesenheit in Wien im Jahre 1490 gab die medizinische Fakultät ihm zu Ehren ein Gastmahl, zu dem alle Doktoren eingeladen waren115 116). Im Dezember des Jahres 1495 kon­sultierten ihn die königlichen Räte wegen einer Erkrankung Bianca Maria Sforzas, der Gattin Maximilians lle). ,n) Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der Chirurgie, S. 602. Siegfried Sudhof, Medizinische Texte aus dem spätmittelalterlichen Passau (Ostbairische Grenzmarken. Passauer Jahrbuch f. Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd 1, 1957), S. 17. 112) Johann Jakob Fugger, Spiegel der Ehren des hoeehstloeblichsten Kay- ser- und Koeniglichen Erzhauses Oesterreichs, S. 1073 f. Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses (Nürnberg 1740), S. 155. Die Vorliebe für süßes und saftiges Obst bei Friedrich ist nicht zu bestreiten, doch sollte von der Forschung nicht mehr ernsthaft die Ansicht vertreten werden, daß der Kaiser an dem Genuß von Melonen gestorben sei wie dies Otto Benesch — Erwin M. Auer, Die Histó­ria Friderici et Maximiliani (Denkmäler deutscher Kunst, herausgegeben vom Deutschen Verein f. Kunstwissenschaft, Berlin 1957), S. 119 tun. 113) Gerardus de Roo, Annales rerum (1621), S. 389 f. 114) Linzer Regesten A 2, S. 79, n. 244, 245 und 246. Friedrich Wimmer — Ernst Klebel, Das Grabmal Friedrichs III. im Wiener Stephansdom (Öster­reichische Kunstdenkmäler I, 1924), S. 5 ff. 115) Adler, Ein halbes Jahrtausend, S. 26. Im Neukloster zu Wr. Neustadt befindet sich ein Epitaph der nobilis virgo Beatrix Lopi de Portugália, gestor­ben 1453, die dem Hofstaat der Eleonore von Portugal angehörte und vermutlich eine Verwandte des Leibarztes war. Emanuel von Rodt, Die Kriege Karls des Kühnen. Bd. 2 (Schaffhausen 1844), S. 412. 116) Victor v. Kraus, Maximilians I. vertraulicher Briefwechsel mit Sieg­mund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg (Innsbruck 1875), S. 107.

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