Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.
Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 29 Meister Hans Suff hat im Cod. med. et phys. auch einige Rezepte deutscher Ärzte überliefert. Eines davon war von seinem Kollegen Friedrich von Olmütz: „Ain salb von friderico von vlmüncz von vermes terrestres“ 117). Georg Mayr von Amberg. Friedrichs Bruder, Erzherzog Albrecht VI., war in vielem wesensverschieden vom Kaiser. Am Musenhof seiner Gattin, Mechtild von der Pfalz, in Rottenburg am Neckar, schufen die Schwaben Hermann von Sachsenheim und Jakob Pütrich von Reichertshausen ihre Dichtungen. Aus der Oberpfalz war auch sein Leibarzt, Georg Mayr, gebürtig. Er kam um 1423 im Amberg zur Welt, besuchte zuerst in Heidelberg oder Würzburg, später in Padua und Ferrara die Vorlesungen der artistischen und medizinischen Fakultät. Im Jahre 1449 trat er als Magister artium und doctor medicináé dem Lehrkörper der Wiener Universität bei und wurde nach fünf Jahren Prokurator der rheinischen Nation, außerdem übertrug man ihm das Rektorat der Universität. Allerdings entsagte er diesem Amt ohne ersichtlichen Grund schon nach vierzehn Tagen. Georg Mayr begab sich nach Passau, wo er als Domherr und Pfarrer von St. Paul bis 1489 verfolgt werden kann. Er diente Erzherzog Albrecht bis zu dessen Tode im Jahre 1463. Der Leibarzt schrieb einen Traktat „de venenis et remediis contra eadem“, der im CVP n. 5207, fol. 182'—186r enthalten ist118). Erzherzog Albrecht erkrankte inmitten der Auseinandersetzung mit seinem kaiserlichen Bruder Friedrich im Jahre 1463. Vorerst lehnte er einen Arzt entschieden ab, weil er die „große peul“ in der linken Achselhöhle nur als eine vorübergehende krankhafte Erscheinung betrachtete. Er fürchtete auch einen Abfall seiner Anhänger, wenn seine Erkrankung bekannt würde. Schließlich mußte er sich doch bequemen, Meister Michael Schrick aus Puff (1400—1473) an sein Krankenlager zu rufen, zumal der Karbunkel bereits nußgroß und völlig schwarz war. Jegliche Hilfe für Albrecht kam aber beim damaligen Stand der Medizin zu spät, die aufgelegten Kräuter vermochten das Geschwür nicht zu öffnen, die Verabreichung von Purgiermittel war zwecklos. Der rettende Ausweg hätte einzig in einem operativen Eingriff bestanden, den man aber begreiflicherweise nicht wagte. Erzherzog Albrecht starb an Pyämie als Folge des Karbunkels am 3. Dezember 1463. Michael Puff nahm von einer Obduktion Abstand und verweigerte auch die Einbalsamierung der Leiche, weil die Verfärbung des Körpers ihn offenbar eine ansteckende 117) Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der Chirurgie, S. 596. 118) Österreichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik, Bd. 31 (1936), S. 21 f. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 473 f. Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg (FRA II/10), S. 466, n. 477, Anm. 1.