Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

26 Harry Kühnei Einbanddeckels wäre der Verfasser der 78 Pergamentblätter starken Handschrift ein aus der württembergischen Stadt Göppingen gebürtiger Wundarzt. Sudhoff gelang der Nachweis, den Autor des Codex mit der Person des Meisters Hans Suff von Göppingen zu identifizieren, der in der Handschrift Lehrtraktate, Rezepte und eigene Erlebnisse festhielt, häufig seinen Namen erwähnt und von sich vielfach in der ersten Person spricht. In der Zeit von 1481 bis 1489 war Meister Hans Wundarzt in München, später Leibarzt des Herzogs Albrecht von Bayern. Sudhoff vermutet in ihm auch den Wundarzt des württembergischen Herzogs. Im Codex sind zahlreiche testamentarische und vermögensrechtliche Ein­tragungen enthalten, denen wir entnehmen können, daß Hans Suff ver­mählt war und über einen Grundbesitz von acht Tagwerk Garten und zwei Tagwerk Wiesen verfügte. Der tüchtige und an Erfahrung reiche Arzt aus Göppingen wurde 1493 vom bayerischen Herzog nach Linz gesandt, um bei der notwendig gewordenen Beinamputation zu assi­stieren. Im Cod. med. et phys. gibt Meister Hans auf fol. 71v ff. eine ausführliche Beschreibung der Operation, auf fol. 71r war ein Perga­mentblatt aufgeklebt, das nach seiner Ablösung eine weiße Fläche von 148 X 205 mm hinterließ. Auf dem unteren Rande dieser Fläche steht der Vermerk: „Kaiser Friderich der III“, was darauf schließen läßt, daß hier einst ein Bildnis des Kaisers war107). Nun besitzt die Graphische Sammlung Albertina in Wien eine anonyme Zeichnung, Inv. Nr. 22475, auf der die Beinamputation wiedergegeben ist. Es handelt sich um eine Deckfarbenmalerei auf Pergament, die Seiten des gemalten inneren Rah­mens sind halb gelb, halb rot geteilt, der Grund des äußeren Rahmens schwarz mit goldfarbigen Federranken. Auf blauem Bildgrund ist in der Mitte der Kaiser sitzend und mit einer Krone auf dem Haupt zu erken­nen, umgeben von einigen Medizinern, die seine Arme halten. Vor dem Fürst knien zwei Wundärzte, die eine Säge des auf einem Schemel ruhen­den linken Beines ansetzen. Das Bein ist bis „oben am waden“ schwarz gemalt, um anzuzeigen, daß der Fuß durch den Altersbrand „so schwarz ... als ein kol“ wurde 108). Das Format des Bildes beträgt 145 X 172, die Ränder sind beschnitten. Auf der Rückseite wird einleitend bemerkt: „Das ist von kayßer Friderich dien gott genedig sy, der was im altter LXXXII jar und 1 halb. Vor seim end kam im ain kalter flus dran, daz man in must fues abschniden zu halber wad“. Hierauf werden die Leib­107) Karl Sudhoff, Beiträge zur Geschichte der Chirurgie im Mittelalter, 2. Teil, S. 592 ff., S. 601 f. Den Hinweis auf Sudhoff verdanke ich Dr. Georg Wacha, Linz. Im Stadtarchiv München, Kammerrechnung 1481, fol. 79v, 1482, fol. 65v, 1483, fol. 84v wird der Wundarzt Meister Hans Seyff genannt. Für diese Mitteilung bin ich Herrn Oberarchivrat Dr. Michael Schattenhofer, München, zu Dank verpflichtet. los) Bei Georg Wacha, Die Fußamputation an Kaiser Friedrich III. zu Linz 1493 (Heilmittelwerke-Jahrbuch 1956, Wien), S. 22 wird irrtümlich davon gesprochen, daß das herabfließende Blut den Fuß rot färbt!

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