Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.
24 Harry Kühnei Rosheim, des „Hochmeisters der Juden“, der auf den Flugblättern des 16. Jahrhunderts einige Male dargestellt wurde92). Die deutschen Ärzte. Solange Friedrich noch als steirischer Herzog fungierte, betreute ihn vermutlich der Wundarzt Niclas der Ungar, der 1439 in der Judengasse zu Graz wohnte93). An seinen Hof nach Wiener Neustadt berief der junge Fürst, inzwischen zum Vormund Ladislaus’ und Sigmunds bestellt, den Wundarzt Erhard Haydinger, der 1440 Arzt der Königin Elisabeth, Gemahlin Albrechts II., gewesen war94). 1458 bestätigte ihm der Kaiser ein Leibgeding bei Stein in Krain, welches Haydinger von Friedrich Graf von Cilii erhalten hatte95). Der Wiener Neustädter Hans Gerer, königlicher Wundarzt, erhielt 1449 das Judenbad und 1450 eine „Öde“ im Bruderviertel der Stadt zugesprochen. 1464 dürfte Gerer der Tod ereilt haben96). Conrad Wendl, ein Leibarzt des Kaisers, ist uns nur durch seine medizinische Abhandlung „De pestilentia et venenis“ geläufig. Die Abfassung des acht Kapitel umfassenden Traktates fällt in die Jahre 1463/64. Wendl stammte aus der oberpfälzischen Stadt Weiden in der Diözese Regensburg97). Als der Kaiser seine Residenz nach Graz verlegte, führte dies naturgemäß zu einer stärkeren Berücksichtigung steirischer Ärzte. Dem Wundarzt Hanns Wolf wurde 1468 für seine langjährigen Dienste am kaiserlichen Hofe das Privileg zuerkannt, mit Frau und Kindern in Judenburg zu wohnen und dort die „Wuntertzney“ wie auch Handel und Gewerbe steuerfrei auszuüben98). Der Mautner zu Rottenmann wurde ein Jahr später angewiesen, den rückständigen Sold von 40 Pfund d an Hanns Wolf zur Auszahlung zu bringen99). Der Wundarzt übersiedelte darnach nach Graz und war bei der Murbrücke als Bader tätig100). An Stelle 82) Ludwig Geiger, Johann Reuchlin, sein Leben und seine Werke (Leipzig 1871), S. 104 ff. Großmann, Die Frühzeit des Humanismus, S. 283. Justus Schmidt, Linzer Kunstchronik, 2. Teil (Linz 1951), S. 11. Sigilla veri,Ph. Stauffs Semi-Kürschner, Bd. 4 (Erfurt 1931), S. 33. Linzer Regesten A 2, S. 73, n. 230. Dr. Georg Wacha, Linz, hatte die Freundlichkeit, mich auf den Leibarzt Loans aufmerksam zu machen, wofür ich ihm Dank schulde. 9S) P. J. Wichner, Beiträge zu einer Geschichte des Heilwesens, S. 19. 94) Schwarz, Zur Geschichte der Medizin in Ungarn, S. 18. 95) Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV., S. 359, n. 3592. 98) Mayer, Geschichte von Wiener Neustadt, 2. Teil, S. 112 f. °7) CVP n. 2304. Alphons Lhotsky, Die Bibliothek Kaiser Friedrichs III. (MIÖG 68, 1950), S. 127. 98) HHSTA Hs. B 528 (Innerösterreichisches Kopialbuch), fol. 50v. °9) HHSTA Hs. R 58 (Innerösterreichisches Kanzleibuch), fol. 105''. Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV., S. 562, n. 5669. i°°) Wichner, Beiträge zu einer Geschichte des Heilwesens, S. 19.