Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.
Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 21 trales Verhalten in den Kämpfen der Brüder Friedrich und Albrecht VI., das der Kaiser als Parteinahme gegen ihn auslegte80). Diese Momente wirkten sich insoferne auf die Leibärzte aus, als sie von nun an nicht mehr aus dem Professorenkolleg der Alma mater berufen wurden. Zum Verständnis der Auswahl der Leibärzte während der langen Regierungszeit Friedrichs III. sei auch noch auf ein anderes Faktum hingewiesen. Der Kaiser hielt sich nicht gerne in Wien auf, seine bevorzugten Residenzen waren Wiener Neustadt und Graz, vor seinem Lebensende zog er sich nach Linz zurück. Um die zahlreichen Ärzte Friedrichs III. erfassen zu können, ist es zweckmäßig, zwischen solchen italienischer, jüdischer und deutscher Herkunft zu unterscheiden. Die italienischen Leibärzte. Magister Jacobus Johannes de Castro Romano. Er war Doktor der freien Künste und der Medizin, Leibarzt Friedrichs und genoß auf dem Gebiete der Heilkunde einen guten Ruf. Im Jahre 1441 wurde er von der medizinischen Fakultät gebeten, den Apothekern in Wien bei ihrer Auseinandersetzung mit Quacksalbern, die unerlaubterweise Medikamente verkauften, seine Hilfe angedeihen zu lassen81). Friedrich III. stellte ihm 1443 einen Konsiliariatsbrief aus und bestätigte seine Investitur mit einigen Lehen. Mit Bischof Friedrich von Seckau, E. S. Piccolomini, Kanzler Kaspar Schlick sowie anderen königlichen Gesandten begab sich Magister Jacobus im Herbst 1447 nach Mailand, wo kurz zuvor das Herrscherhaus der Visconti ausgestorben war. Friedrich III. erklärte nämlich, obzwar vier Prätendenten ihre Ansprüche auf die mailändische Republik geltend machten, das Erbe der Visconti für ein an das Reich heimgefallenes Lehen. Die Delegation unter Eneas Silvius Leitung versuchte die Oberhoheit des Reiches in den Verhandlungen mit den mailändischen Gubernatoren zu erlangen, mußte aber schließlich im November unverrichteter Dinge zurückkehren 82). Jacobus de Castro Romano gehörte aber auch als königlicher 80) Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 205 f., 277 ff. Al- phons Lhotsky, Thomas Ebendorfer (Schriften der Monumenta Germaniae historica, Bd. XV, Stuttgart 1957), S. 43, 50 und 56. 81) Schrauf, Acta facultatis, Bd. 2, S. 21. Adler, Ein halbes Jahrtausend, S. 40. 82) Joseph Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV. Romanorum regis, 1. Abteilung (Wien 1838), S. 142, n. 1373, S. 158, n. 1571, S. 199, n. 2002. Joseph Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV. und seines Sohnes Maximilian I., Bd. 2 (Hamburg 1843), S. 458. Georg Voigt, Enea Silvio de Piccolomini als Papst Pius der Zweite und sein Zeitalter. Bd. 1 (Berlin 1856), S. 431 ff. Aeneas Silvius, Die Geschichte Kaiser Friedrichs III., übersetzt von Th. Ilgen (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, XV, 2/2), S. 177 und 186.