Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.
20 Harry Kühnei Nach dem Tode Kaiser Sigmunds wurde am 18. März 1438 dessen Schwiegersohn, Herzog Albrecht V., zum römisch-deutschen König gewählt. Bereits im Dezember 1437 war er als König von Ungarn anerkannt worden. In seiner Eigenschaft als König von Böhmen und Ungarn ernannte Albrecht II. zwei Mediziner zu seinen Leibärzten, von denen beide vordem für das Wohl seines Schwiegervaters verantwortlich waren: Magister Siegfried von Degenberg und Dr. Johann Stock. Magister Siegfried hatte Kaiser Sigmund zum Konstanzer Konzil begleitet und strebte 1421 eine Pfründe im Stift Heilsberg (Ostpreußen) an. Kurz vor dem Tode des Luxemburgers finden wir ihn als Propst zu Vysehrad. König Albrecht II. nahm Magister Siegfried im Mai 1438 unter die familiäres und als Leibarzt auf 77). Johann Stock war anfangs Propst von Ofen, später in der gleichen Funktion an der Martinskirche in Zips. Er berief die kirchengeschichtlich bemerkenswerte Synode von Leutschau im Jahre 1460 ein. Sein Todesjahr wird mit 1472 angegeben. 1439 veranlaßte Albrecht II. den Grafen von Zips, dafür Sorge zu tragen, daß die Einkünfte seines Leibarztes Johann Stock ungeschmälert bleiben78). Der dritte Leibarzt Albrechts II., Rudolf Wolkardi von Heringen, war seinem Studium an der Wiener Universität nachgegangen und zum Doktor der Theologie und Medizin promoviert worden. Der König bediente sich seiner auch als Kaplan79). Mit dem Regierungsantritt des späteren Kaisers Friedrich III. änderte sich das Verhältnis zwischen Landesfürst und Wiener Universität grundlegend. Die Gründe dafür sind naheliegend. Solange Friedrich III. für den noch minderjährigen Ladislaus die Vormundschaft führte, war die Universität darauf bedacht, ihrem eigentlichen Landesfürsten die Treue zu bewahren. Eine solche Haltung konnte aber nicht dazu beitragen, die kaiserliche Gunst zu erlangen. Das Basler Konzil, von der Wiener Universität eifrig unterstützt, vertiefte die Kluft, weil Friedrich Papst Eugen IV. gegen den Willen des Konzils durchzusetzen verstand. Vollends in Ungnade fiel die Wiener Universität durch ihr neu77) HHSTA Reichsregister M (Albrecht II.) fol. 4V. Wilhelm Altmann, Die Urkunden Kaiser Sigmunds (Regesta Imperii XI, Innsbruck 1896/97), S. 227, n. 3180, S. 324, n. 4600, S. 329, n. 4656, 4657 S. 330, n. 4679, S. 404, n. 11822. Heinrich Koller, Das Reichsregister König Albrechts II., S. 37. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 622. 78) HHSTA Reichsregister M (Albrecht II.), fol. 65v. Koller, Das Reichsregister König Albrechts II., S. 242. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 602. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. 5, S. CCCLXXV, n. 4399. 78) Altmann, Die Urkunden Kaiser Sigmunds, S. 118, n. 5897, S. 191, n. 8798, S. 192, n. 8819, S. 236, n. 9463, S. 343, n. 10997. Ignatz Schwarz, Zur Geschichte der Medizin in Ungarn, S. 16. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. 5, S. CCCLIX, n. 4176.