Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

KÜHNEL, Harry: Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III.

Die Leibärzte der Habsburger bis zum Tode Kaiser Friedrichs III. 19 der an der Universität Vorlesungen über Medizin hielt, bezeugte im Jahre 1430 das Testament des Ulrich Gundloch. Der „pucharczt“ be­wohnte mit seiner Gattin Anna, die vordem mit Niclas Verber vermählt war, ein Haus in der Kärntnerstraße, das nach seinem Tode im Jahre 1445 von einem Wiener Ratsbürger erworben wurde. Die Witwe ging später mit Kunrat Schröfl eine dritte Ehe ein. Magister Heinrich Stoll darf das Verdienst zugeschrieben werden, vom neuerwählten Papst Martin V. beim Konstanzer Konzil das Privileg der geistlichen Jurisdkition für den Rektor der Wiener Universität erlangt zu haben (1418). Die Hochschule stattete ihm für seine erfolg­reichen Bemühungen den gebührenden Dank ab7B). Johannes Zeller von Augsburg. Zeller machte bereits zu seiner Studienzeit auf sich aufmerksam, ,als er 1431 trotz Ablehnung des Dekans der artistischen Fakultät am Grün­donnerstag, Karfreitag und am Ostertag in der herzoglichen Burg die ersten geistlichen Spiele auf Wiener Boden durchführte, wofür er jedoch von der Fakultät eine strenge Verwarnung bekam. Als er 1433 ansuchte, ein Passionsspiel aufführen zu dürfen, stieß er wieder auf Ablehnung, obwohl Herzog Albrecht V. sein Vorhaben unterstützte. Johannes Zeller erwarb nach fünfjährigem Studium die medizinische Doktorwürde und gehörte sodann gleichfalls dem Lehrkörper der Univer­sität an. Dreimal leitete er die Geschicke der medizinischen Fakultät als Dekan. Der Arzt stand anfangs der Königin Elisabeth, Gattin Albrechts II., zur Verfügung. 1453 nahm König Ladislaus ihn als Leibarzt in seine Dienste und verlieh ihm „alle die Recht, freiheit, gnad“, die „ander unser hofgesind und diener habent“. Nur drei Jahre genoß er diese Vorteile, 1456 verunglückte er tödlich beim Übersetzen der Donau zu Belgrad* 76 * 78). 7B) Archiv der Stadt Wien, Geschäfts- und Testamentbuch, Bd. 3, fol. 350r. Schrauf, Acta facultatis, Bd. 1, S. 40, 42, 44, 47, 61, 69, 73, 87 und 96 f.; ebenda Bd. 2, S. 19 und 27. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 258 f. Geyer-Sailer, Urkunden aus Wiener Grundbüchern, S. 545, n. 1817, S. 546, n. 1818. Ferdinand Stöller, Österreich im Kriege gegen die Hussiten (Jahrbuch f. Landeskunde von Niederösterreich, Bd. 22, 1929), S. 25. Felix Czeike, Rats­bürger und Honoratioren im 15. Jahrhundert (Jahrbuch des Vereines f. Ge­schichte der Stadt Wien, Bd. 12, 1955/56), S. 119. Heinrich Koller, Das Reichs­register König Albrechts II. (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, Erg. Bd. 4, Wien 1955), S. 174. 1437 schuldete Friedrich III. Meister Heinrich Stoll für ein „haispant“ 525 ungarische Gulden. Es ist möglich, daß es sich bei diesem Meister um den gleichnamigen Leibarzt handelt. Jahrbuch der kunst­historischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. 1 (Wien 1883), S. X, n. 50. Lhotsky, Festschrift des Kunsthistorischen Museums II/l, S. 55. 76) HHSTA Hs. 524 (Österreichisches Kopial- und Formelbuch), fol. 83v. Schrauf, Acta facultatis, Bd. 2, S. 61, 89, 91, 98 und 207. Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien II/2, S. 207, n. 2853. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, S. 590 f. Zu Unrecht bezeichnet Aschbach, S. 614, Zeller bereits 1430 als Dr. med. Rupprich, Das Wiener Schrifttum, S. 113 f. 2*

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