Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

HRAZKY, Josef: Johann Christoph Bartenstein, der Staatsmann und Erzieher

Johann Christoph Bartenstein, der Staatsmann und Erzieher 223 bürgerlich gekennzeichnet, und erst danach ausführlich die Herkunft der Mutter mit der genauen Darlegung, wie der Adel dieses Zweiges „derer von Beck“ durch Nichtgebrauch in Vergessenheit geriet. Immerhin hat diese etwas gewundene Formulierung zwar nicht bei seinen Zeitgenossen, die wohl vor allem dafür empfänglich gewesen wären, aber bei den späteren Geschichtsschreibern den ausgezeichneten Mann in den Verdacht der Flunkerei geraten lassen. Braubach gibt 'diesem Mißtrauen gemessenen Ausdruck: „Es muß als sehr zweifelhaft erscheinen, ob diesem Versuch des neuen Barons, für sich zugleich adelige und oesterreichische Abstammung in Anspruch zu nehmen, wirkliche Fakten zugrunde lagen“ 8). Aber zwei Brüder seiner Mutter Elisabeth, geb. Artopoeus, der spä­tere brandenburgische Geheimrat Johann Christoph Artopoeus und der spätere Sachsen-Zeitzische Kanzler Heinrich Artopoeus haben schon am 2. XII. 1706 um Anerkennung ihres Ritterstandes mit dem Prädikat EDLE von BECKEN bei der Reichskanzlei Josefs I. angesucht. Diesem Gesuch wurde mit folgender Begründung stattgegeben: „Wan Wir nun gnädiglich angesehen wahrgenommen und betrachtet welcher gestalten weisß die beyde gebrüdere Johann Christoph und Heinrich Artopoeus alleruntertänigst zu vernehmen geben, wie das deren Ge­schlecht ausß Unserm Ertzherzogthumb Oesterreich dergestalten her­stamme dasß ihr Ur-Ur-Grosßvatter der von Beckhen bereits unter Unserem Vorfahren am Reich Römischen Kaysern Ferdinand dem Ersten ailerglorwürdigsten andenkhens Obrister gewesen, und in solcher Funk­tion auch sein Leben zu Lindau in der Besatzung gelassen, dessen Sohn Jakob von Beckhen deren Urgrosßvater aber zu Strasßburg sich nieder­gelassen, und seinen nahmen ausß dem Teutschen in das Griechische Artopoeus verändert dessen Sohn ihr Grosß-Vatter Johann Georg und deren Vatter Johann Christoph in gedachtem Strasßburg bis in das 80ste Jahr seynes alters bey der Statt und Universität nicht geringe ehren ämbter bedienet, und dem heyl. Röm. Reich getreue und erspriesßliche Dienste geleistet, deren löbl. Fusßstapfen die ermeldte beyde gebrüdere nachgesetzet und nachdem die Statt Strasßburg in das französische Joch verfallen, lieber ihr vätterl. Erbantheil verliehren als dem allgemeinen Reichsfeindt dienstbahr seyn wollen“ ...9). In diesem Ritterstandsdiplom seiner Oheime, durch das sie rehabili­tiert wurden, ist im wesentlichen alles bestätigt, was der Neffe 27 Jahre später über die österreichische und adelige Herkunft seiner mütterlichen Vorfahren angab. Wenn er sie mit der „uralten Familie derer von Beck“ identifizierte, „so in unserm Ertz-Hertzogthumb Oesterreich unter denen Land-Ständen in grossem Ansehn standen und die darinnen gelegene 8) Braubach, a. a. O., S. 106. 9) Adelsarchiv, Fasz. „Artopoeus“, S. 2 ff.

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