Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

HRAZKY, Josef: Johann Christoph Bartenstein, der Staatsmann und Erzieher

Johann Christoph Bartenstein, der Staatsmann und Erzieher. Von Josef Hrazky (Wien). Die Leuchtkraft preußischer Geschichtsschreibung zusammen mit dem Meteorglanz des neuen deutschen Reichs hat die einstigen Gegen­spieler auf österreichischer Seite in den Schlagschatten der Gering­schätzung oder der Vergessenheit gerückt. Dieses Schicksal traf vor allem jene, die frühzeitig dem Aufstieg Preußens zur Großmacht ent­gegen getreten waren, und wirkte so nachhaltig, daß selbst jene For­scher sich diesem Einfluß nicht ganz entziehen konnten, die sich um eine gerechte Würdigung versunkener Größe bemühten. Eines der besten Beispiele für diese Schicksalsungunst bietet der Straßburger Professorensohn Johann Christoph Bartenstein, der nach zehnjähriger Tätigkeit als n.ö. Regierungsrat im Jahr 1727 Konferenz­sekretär in der Hof- und Staatskanzlei wurde und als solcher der Außen­politik seines Kaisers, Karls VI., mit unvorstellbarer Arbeitskraft und schier unerschöpflichem Einfallsreichtum diente. Sein Leben ist in einer Biographie von 1871 1) und in einer modernen grundlegenden Untersuchung seiner Herkunft und Anfänge 2) dargestellt. Bis dahin standen sogar sein Vorname3), sein Geburtsort4) und sein Geburtsjahr 5) in der Literatur nicht fest. Die Wirksamkeit des Er­ziehers und Staatsmannes, der er in der Tat in lange Zeit untergeord­1) Alfred v. Arneth: Johann Christoph Bartenstein und seine Zeit, Arch, f. ö. Gescb., 46. Bd., Wien 1871, S. 3—-71, sowie Alig. Deutsche Biogr., 2. Bd., 1875, S. 87—93. 2) Max Braubach: Johann Christoph Bartensteins Herkunft und Anfänge. MIÖG, 61. Bd., Graz-Köln, 1953, S. 99—149. Neue deutsche Biographie, I. Bd., S. 599—600. 3) Theodor Mayer: Beiträge zur Biographie des Johann Christian Frei­herrn v. Bartenstein, Oe. Zeitschrift für Geschichte und Staatskunde, hsg. v. I. P. Kaltenbäck in Wien, 1835, 5—7, S. 17—27. 4) Friedrich Walter: Männer um Maria Theresia, Wien 1951, S. 20. Er nennt Freiburg. 5) Walter, a. a. 0., gibt nach Arneth, a. a. O., S. 8, und dieser nach dem Wienerischen Diarium vom 8. August 1767 irrtümlich 1789 statt 1790.

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