Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats
Jesuiten im Banat (1718—1773) 215 schäftigte sich aber ausschließlich mit der Entwicklung des Gymnasiums bis zur Rhetorik und beharrte darauf, daß die Patres aufgefordert werden sollten, auch die zwei oberen Klassen zu übernehmen. So geschah es auch. Der Provinzial unterbreitete im August 1763 seine Meldung. Er sei bereit, das Gymnasium bis zur Rhetorik zu ergänzen, doch bitte er um folgendes: Das Ärar möge die Herstellungskosten der Kirche und des Schulgebäudes übernehmen; der für das Missionshaus notwendige Wein möge zollfrei und die Medikamente zum halben Preise geliefert werden; schließlich möge der für das Militär zur Verfügung stehende Jesuiten- Missionär von nun an durch das Ärar dotiert werden. Besonders die Instandhaltung des Schulgebäudes schien dringend, denn laut Meldung der Administration bestand dieses aus einem türkischen Hause und drohte zusammenzustürzen19). Die Kaiserin übernahm nur die Herstellung des Schulgebäudes und verordnete, daß der Provinzial spätestens bis Ende des Monats (August) seine Meldung bezüglich Anstellung von drei Professoren unterbreiten müßte20). Diese lag schon in den ersten Tagen dieses Monats vor der Kaiserin und die Klassen der Poesis und der Rhetorik, mit entprechenden Möbeln, wurden am gewöhnlichen Schuljahranfang, im November 1763, eröffnet21). Seit diesem Schuljahre führte man ein eigenes Tagebuch: „Diarium Gymnasii Temesvariensis Societatis Jesu a 2-a Novembris 1763 inchoatum“. Die Aufzeichnungen beziehen sich hauptsächlich auf die Alltagsarbeit der Schüler, auf das innere Leben der Lehranstalt: Fleiß, gutes Benehmen, religiös-sittliche Erziehung, feierliche Jahresschluß-Prüfungen, Frühjahrs-Unterhaltungen. Wie bereits erwähnt, wurde das neue Schuljahr 1764/65 im eigenem Heim der Anstalt und in mit neuen Möbeln eingerichteten Lokalitäten begonnen. In den Monaten Juni und Juli 1766 war die Kaiserin Maria Theresia schwer krank und an dem anläßlich ihrer Genesung in der Domkirche gehaltenen Dankgottesdienst nahm sowohl der Lehrkörper als auch die ganze Schuljugend teil. 1767 ereignete sich ein Todesfall: Der Professor P. Kaspar Piroth starb, seine Stelle nahm P. Josef Luz ein. Im Mai 1768 besuchte Kaiser Josef die Stadt und auch die Schule und den P. Superior. 1770 wurde für die Schule das Deschan-Haus (eigentlich: Dejean) zur Verfügung gestellt. Im Schuljahr 1770/71 konnte man den Unterricht nicht zum üblichen Zeitpunkte eröffnen, denn weder die Schulbücher aus Wien trafen ein, noch die Professoren kamen an. Die 19) „Das Schull Gebäu bestehet aus einen sehr alt Türckischen Häussl, welches in der Tat zum zusammenfallen ist.“ A. a. O. 355. 20) Widrigenfalls die Patres Piarum Scholarum der Docierung deren Hu- maniorum sich gerne unterziehen dürften.“ A. a. O. 356. 21) A. a. O. Die Schule wurde in diesem (1763) Jahre in der Nähe des Jesuiten-Missionshauses, im Demmelmajerschen Miethause unter Leitung von drei Professoren eröffnet. Pfeiffer, a. a. O. 43.