Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats
Jesuiten im Banat (1718—1773) 211 sein Ordensbruder P. Augustin Hallerstein ein. Dieser war ein vorzüglicher Gelehrter in der Mathematik und den Naturwissenschaften, dürfte aber kaum die Schüler in der „Lateinschule“ unterrichtet haben, sondern die in Temesvár stationierten Offiziere. Diese führte er in die Kriegs- und Wasser-Baukunst ein, denn die Offiziere leiteten das Sumpfwasser durch Kanäle in die Bega- und Temesch-Flüsse, ferner planten und erbauten sie die damals fast unbezwingbaren Befestigungswerke Temesvars 7). 1727 bestanden an der Schule bereits drei Klassen. Der Unterricht fand aber in den ersten Jahren abwechselnd in einem und demselben Schulsaale statt, bis die neue Kesidenz errichtet war. Am 14. März 1733 übersiedelten die Patres in ihr neues Heim* 8), auch die Schule wurde hier untergebracht9). Es ist möglich, daß man die alten Gebäude inzwischen für andere Zwecke in Anspruch nahm und diese erst später (2. Nov. 1736) den Patres für Schulzwecke zurückgab10). Der Unterricht wurde jedes Jahr in der ersten Hälfte des Monats November begonnen und anfangs September beendigt. Drei Tage vor der Eröffnung wurde am Tore des Missionshauses der Aufruf zur Einschreibung, wie auch der Stundenplan affichiert11). Am ersten Tage las der P. Superior als Präfekt der Schule die Namen der eingeschriebenen Schüler vor und führte den mit dem Unterricht betrauten Professor feierlich zu seinem Lehrstuhl. Der Übertritt von einer niedrigen Klasse in eine höhere erfolgte durch die erfolgreiche Ablegung einer schriftlichen und mündlichen Prüfung. Der P. Superior teilte als Schulpräfekt („scholarum praefectus“) zu Beginn des Schuljahres am ersten Tag morgens für sämtliche Klassen die Themata zur schriftlichen Arbeit aus. Nachmittag fand die mündliche Prüfung aus sämtlichen weltlichen Gegenständen statt, dann aus Religion („Canisius“). Nur wer die beiden schriftlichen und mündlichen Prüfungen mit gutem Erfolg bestand, konnte in die höhere Klasse aufsteigen. Am Ende des Schuljahres fand keinerlei Prüfung statt. T) A. Pfeiffer, A kegyes tanitórendiek temesvári társházának és fögymnáziumának története. (Geschichte des Ordenshauses und Obergymnasiums der Piaristen in Temesvár.) Temesvár 1900, 42. 8) „Deseruimus, jussu excellentissimi domini antiquum refectorium et culinam et retraximus nos ad novum aedificium.“ Ephem. pg. 109. 9) „Translatae sunt scholae in domum, quam prius sacristia incoluit.“ A. a. 0. 10) „Hodie coepimus denuo possessionem antiquae Residentiae nostrae, titulo scholarum precipue nobis restitutae, postquam 4 annis exteri earn inco- luissent.“ Ephem. pg. 186. xl) „P. Superior qua praefectus omnibus tribus scholis argumenta pro ascensu dictavit et post prandium tarn ex praeceptis, quam ex Canisio (Religion) singulos examinavit.“ „Tribus ante exposito programmate ad valvas Residentiae studiosi invitati sunt.“ Ephem. pg. 51. 14*