Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)
JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats
210 Koloman Juhász Niederlassung eröffneten sie Gymnasien1). Im Banat vergingen die ersten Jahre der Ansiedlung mit den allernotwendigsten Einrichtungen und mit der ausschließlichen Ausübung der Seelsorge. Erst nach acht Jahren konnten die Patres an die Eröffnung einer „lateinischen Schule“ denken. Der Elementarunterricht wurde wahrscheinlich von den bereits ansässigen Franziskanern erteilt. Aus der Hauschronik ersehen wir, daß diese Schule im Franziskanerkloster untergebracht war. Als nämlich 1724 die Prozession der Flagellanten vor der Kirche der bosnischen Franziskaner stehen blieb, kehrten die Flagellanten in die „dortige Schule“ ein, wo sie ein geheiztes Zimmer erwartete* 2). Aus dieser Aufzeichnung ist auf das Vorhandensein der Schule zu schließen. Aus diesem Umstande ist auch zu erklären, daß sich die Jesuiten mit dem Elementarunterricht nicht beschäftigten3). Die „Schola Latina“ wurde am 6. November 1725 mit einem feierlichen „Veni Sancte“ eröffnet4) und bestand anfangs nur aus der ersten Klasse. Der Professor dieser einen Klasse war als „Stellvertreter“ der Superior selbst, P. Anton P e r g e r. Ihn kann man also als den ersten Temesvarer Professor betrachten. Im ersten Jahre störte der Unglücksfall des P. Perger die reibungslose Entwicklung. Zu Weihnachten 1725 reiste er nach Karan-Schebesch, stürzte aus dem Wagen, brach sich den einen und verrenkte sich den anderen Fuß. Er war genötigt, den Schulunterricht einzustellen. Als Arbeitsuntauglicher wurde er in den Ruhestand nach Krems versetzt. Hierauf setzte P. Ignaz Stummer den Unterricht fort. Doch auch er hatte ein tragisches Schicksal: Er wurde irrsinnig und mußte deshalb in Ofen (Buda) untergebracht werden. Am Anfang des zweiten Schuljahres, 1726, kam nach Temesvár der erste ordentliche Professor der „lateinischen Schule“, P. Paul Misseni5 * *). Die Hauschronik nennt den Unterrichtsanfang: „scholae instauratio“ 8). Mit P. Misseni traf 4) A. Hets, A jezsuiták Magyarországon a 18. század közepén. (Die Schulen der Jesuiten in Ungarn in der Mitte des 18. Jahrhunderts.) Pannonhalma 1938, S. 9. 2) M 98. 3) Wie erwähnt, umfaßte der Unterricht der Jesuiten in erster Linie die Gymnasien und die Universitäten. Mit Elementarunterricht beschäftigten sie sich nur selten. In den Volksschulen übernahmen sie höchstens den Religionsunterricht. Hets, a. a. O., S. 10. 4) „1725. 6-a Novembris. Hodie solemne Veni Sancte pro initio scholarum latinarum.“ E p h e m. pg. 50. 5) „P. Superior, qua praefectus scholarum installavit P. Misseni profes- sorem.“ Ep hem. pg. 51. „Juventutem, quae hoc anno (1725) incepit hic apud nos prima latinae linguae fundamenta ponere, excoluit P. Paulus Misseni.“ Annuae Missionis pg. 41. 6) „Invocatio Spiritus Sancti ad scholae instaurationem.“ E p h e m. pg. 51. Auch später wird der Schulbeginn „renovatio studiorum“ genannt. Ephem. pg. 206.