Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

209 Jesuiten im Banat (1718-—1773) sammenhalten der damaligen Gesellschaft wider und veranschaulichen, daß deren Band und Mittelpunkt das Missionshaus bildete104). Die meisten Unterhaltungen und Zerstreuungen erhielten eine be­sondere Weihe. Am St. Hubertustage versammelten sich die Jäger vom ganzen Banat zur Jagd. Zu Lebzeiten des Grafen Mercy war dieser der Wirt105). Er ersuchte den P. Superior, die „Messe der Jäger“ in seinem Palaste abzuhalten. Während dieser wurden drei Semmeln ge­segnet, von denen jeder Jäger je eine Schnitte erhielt100). Zweifellos wurde auch der Kult dieses Heiligen von der Urheimat mitgebracht. Wie bekannt, wird St. Hubertus besonders in Lothringen, in der Rhein- Gegend und in Belgien verehrt und zu seiner Ehre wird an seinem Tage gejagt. Ein Beweis des Kultes dieses Heiligen ist die noch heute bestehende Gemeinde St. Hubertus im Banat, deren Gründer — Franzosen aus Elsaß und Lothringen —, ihre Kirche, ja selbst die Ortschaft nach ihrem Lieb­lings-Heiligen benannten. Besonders beliebt waren die Faschingsabende der Jesuiten. Bei dieser Gelegenheit führte die Schuljugend Theaterstücke auf und wett­eiferte mit komischen Deklamationen. Nach den scherzhaften Vorträgen folgten verschiedene Gesellschaftsspiele. Die üblichen Belustigungen im Monat Mai („Majalis“) wurden öfter bei der kaiserlichen Proviantmühle abgehalten. Dieser Platz dürfte von der Stadt ziemlich entfernt gelegen sein, denn die Familienmitglieder der eingeladenen Ratsherren und Bürger zogen zu diesem Ausflug zumeist mit Wagen aus. IV. Schule. In der Mitte des 18. Jahrhunderts besaßen die Jesuiten in Ungarn 30 Gymnasien, 6 Akademien, 18 Konvikte mit Seminarien und 2 Universi­täten. Es befand sich also fast der ganze Mittel- und Hochschul-Unter- richt in ihren Händen. Kaum einige katholische Schulen bestanden im Lande, welche nicht sie führten: die Pauliner hatten nur in Pápa, die Minoriten in Arad und Miscolc Gymnasien, die Piaristen unterrichteten damals ebenfalls nur an wenigen Orten. Zumeist gleich nach ihrer 104) ' M. 81. 105) Auch nach dem Tode des Grafen Mercy stand dem Präsidenten der Administration ein namhaftes Jagd-Gebiet zur Verfügung. Am 10. April 1738 erließ der Administrations-Statthalter N e i p p e r g eine Zirkularverordnung, laut welcher „die Jagdbarkeit in den Temesvarer Waldungen sich bloß auf die Person des Gouverneurs beschränken wird (B. II. 145). Am selben Tage erhielt das Orsovaer Verwaltungsamt die Verordnung, daß der ganze Temescher Walddistrict einzig und allein der Jagdbelustigung des Administrations-Präsi­denten Vorbehalten ist, in den übrigen Districten aber die Jagd auch anderen Honoratioren frei stehe.“ (B. II 250.) 10H) „1728. Nov. 3. Propter festum sancti Huberti, patroni venatorum rogavit Excellentissimus, ut noster Superior sibi sacrum legat in aula sua. Panes ab eodem missos P. Superior in sacristia benedixit“ E p h e m. pg. 61, M 73. Mitteilungen, Band 11 14

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