Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718-—1773) 207 verstorbenen Dorothea Müller hinterbliebenen baren Geldmitteln denen PP. Jesuiten 25 fl. abgegeben werden sollen“ 90). Den Patres fiel ein reger Anteil am Gesellschaftsleben der Stadt Temesvár und der Umgebung zu. Ihr Missionshaus wurde zum Mittelpunkt der Gesellschaft, ja eigentlich eine un­entgeltliche Herberge, Verköstigungsstation und ein Zerstreuungsort nicht nur für die Notabilität der Stadt und des Militärs, ferner des Temesvarer und des Dorfklerus, sondern auch für die aus dem ganzen Banate mit Wagen, Pferden und Dienstleuten nach Temesvár hinein­fahrenden Distrikts-Beamten, ja sogar für ausländische Kaufleute. Die Patres ergriffen jede Gelegenheit, um ihre Gastfreundlichkeit zu bewei­sen. Sie führten ihren Gästen zuliebe eine schmackhafte Küche. Die feineren Spezereiwaren besorgten sie aus Ofen (Buda), das Gewürz aus den umliegenden Ortschaften, wie Szent-András, Freidorf und Gyar­mata. Ihr Keller war mit Preßburger und Ofener Wein versorgt, welcher jährlich mit Schiff nach Pancsova und von dort durch einen Laien­bruder per Achse nach Temesvár befördert wurde. Sie besaßen zwei Gärten und zwei Villen. Di© eine bei den Maierhöfen (in der Sipäteren Elisabeth-Vorstadt), die andere bei „Bassabrunn“. Letztere war mit Zier­gärten umgeben. Sie lag außerhalb der sog. Forfoser Pforte, auf einem freien luftigen Platz, etwa eine halbe Stunde von der Stadt, wo einst die Sommerhäuser der türkischen Paschas standen. Dort befanden sich ein Fischteich, eine eingerichtete Villa, schattige Bäume, in deren Mitte ein Brunnen, dessen Wasser das gesündeste in der ganzen Stadt war. Vom Frühlingsanfang bis zum Spät-Herbst zogen die Patres hierher auf Erholung. Hier empfingen sie ihre Gäste, hier, im Freien, wurden An­fangs Mai die Unterhaltungen („Majalis“) abgehalten, hier „Piramidl“, „Mit der Taube“ („cum columba“), Kegel-, Billard und andere Gesell­schaftsspiele gespielt. Zu diesen war die „ganze Stadt“ eingeladen. Die Eintragungen in der Hauschronik gewähren trotz ihrer Knapp­heit Einblick in das gastliche Haus der Patres und geben ein farbiges Bild über die wahrhaft christliche Liebe, welche sie während ihres ganzen Aufenthaltes im Banate charakterisierte. Schon im ersten Jahre ihrer Ansiedlung waren die Hauptoffiziere des Wallis-Regimentes Gäste ihres Missionshauses. Besonders zum Abendessen fanden sie sich gerne bei den Patres ein. Am 3. Dezember 1719 feierten sie das Fest des hl. Franz Xaver in ihrem engen „türkischen Hause“. „Beim Tische hat­ten wir als Gäste: Seine Exzellenz, den Herrn General-Platzmajor mit der Frau Rebentisch, den Kriegs-Oberkommissär Miller und den Regiments-Auditor“91 *). Zu Neujahr 1720: „Wir hatten zu Mittagstisch 90) B II 287. 91) „In mensa habuimus hospites: Excellentissimum dominum Generalem Platzmajor cum sua Domina Rebentischiana, supremum belli commissarium dominum Miller et regiminis auditorem.“ Ephem.

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