Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

Jesuiten im Banat (1718—1773) 205 hafte Einbrüche sowohl in der Jesuitenkirche, wie auch bei den Franzis­kanern statt. Als die Patres (12. November 1732) ihr Abendbrot ein- nahmen, drückte der Dieb ein Kirchenfenster ein, schlich in die Kirche, stahl von dort einige hl. Gefäße, ferner hl. Partikel, und die Öl-Behältersamt dem hl. öl. Heute (14. November 1732) — schreibt die Hauschronik — wurde der Verbrecher erwischt, als er einige Beutestücke einem serbischen Kaufmann verkaufen wollte. Er wurde eingesperrt und die zerbrochenen Partikel wurden auf Anordnung des Bischofs feierlich in die Kirche zurück­getragen 83). Ein ähnlicher Fall ereignete sich am 19. März abends. Als ein Pater um 7 Uhr zu einem kranken ungarischen Soldaten gerufen wurde, wurden die Monstranz, zwei Ciborien und anderes gestohlen. Nachdem der Pater zurückgekehrt war, bemerkte er sofort den Diebstahl. „Noch ein Glück, daß man den großen silbernen Lichtbehälter nicht gestohlen hat! Dieser wurde unlängst um 50 Gulden als eine fromme Stiftung angeschafft“. Am anderen Tage, während des Mittagessens, wurde die Kunde gebracht, daß in einem Kanal außerhalb der Stadt Partikel (kleine konsekrierte Hostien schwammen. Der P. Superior begab sich sofort dorthin und fischte ungefähr 200 Partikel heraus. Kaum kam er nach Hause, traf die Nach­richt ein: Beim Ziegelofen außerhalb der Arader Pforte wurde die Burse mit Partikeln gefunden. Auch diese Partikel wurden mit Prozession in die Kirche zurückgeführt84). Außer dem Missionshaus von Temesvár hatten die Patres im Banate noch eine andere Missionsniederlassung in Kraschowa. Diese kann als eine Filiale des Temesvarer Missionshauses bezeich­net werden. Kraschowa liegt in einer schwer zugänglichen Talschlucht, welche diesen Ort noch heute von der Welt abschließt. Die Bewohner der Ortschaft und der Umgebung waren katholische Kraschowaner, ein slawischer Volksstamm, der nirgends anders aufzufinden ist. Die Kra­schowaner Mission wurde anfangs von Temesvár aus geleitet und be­treute auch das ganze Tal Almas (Haimos). Die Patres rechneten mit der Sprache der Gläubigen und sandten den slawisch sprechenden P. Wenzeslaus Valentin Feigl dorthin. Es bestand hier während der Türkenzeit eine Missionsniederlassung der Franziskaner. Diese ging aber bei der Rückeroberung des Banates 1716 zugrunde. Deshalb wurden für den P. Feigl ein Häuschen und eine kleine Kapelle, beide aus Holz, erbaut. Vom Holzturm der letzteren riefen zwei Glöcklein mit „aus­gezeichnetem Schall“ die Gläubigen zum Gebet85). Noch zu Lebzeiten des P. Feigl kam nach Kraschowa der Wandermissionär („missionarius 83) Ep hem. pg. 103. 84) E p h e m. pg. 435. K. 410. 85) „Turricula est ex lignis supra chorum, in qua 2 optime sonantes cam- panulae“ (Pfarrarchiv Kraschowa: História Porochiae Krassovien- sis, M 77).

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