Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 11. (1958)

JUHÁSZ, Koloman: Jesuiten im Banat (1718–1773). Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Temesvarer Banats

204 Koloman Juhász und zum Schlüsse beim Te Deum. Eine Kanone war am Platze vor der Kirche, zwölf waren aber an den Schanzen aufgestellt. Solange die Jesuiten in Temesvár wirkten, feierten sie immer diesen Gedächtnis­tag80) . Außer der bereits erwähnten Congregatio Immaculatae Concep- tionis 81 82) führten die Patres noch eine religiöse Konfraternität ein: die Congregatio Ag oniae Do mini, Kongregation vom bitteren Lei­den Christi. Ihre Mitglieder waren öffentliche Büßer, Asketen und Flagel­lanten. Karfreitag begannen sie ihre Andacht nachmittags um 2 Uhr mit einer Litanei beim ausgesetzten Allerheiligsten, dann zogen sie in andere Kirchen, das Heilige Grab zu besuchen. Sie trugen ein schwarzes Bußgewand, welches nur ihre Augen und ihren nackten Bücken freiließ. Eine große Volksmenge begleitete sie, wenn sie auf den Gassen nach dem Beispiel des Heilandes mit einem schweren Kreuz auf dem Rücken in Prozession zogen. Oft schritten 10—12 solche Büßer hintereinander, die ihre nackten Rücken mit Peitschen und Stricken geißelten. Burschen folgten ihnen mit warmem Wasser und wuschen das Blut von ihnen ab. Auch die Nicht-Katholiken wurden durch diese Bußübungen gerührt. Eine andere Bruderschaft, zu Ehren des hl. Johann von Nepomuk, stand unter der Leitung der Franziskaner. Acht Tage lang feierte man das Fest dieses Heiligen mit Wallfahrten, hl. Messen, Litaneien, Prozes­sionen, Predigten und anderen Andachten. Zur Abhaltung von Predigten wurden auch Jesuitenpatres eingeladen. Mit der Zeit brachen zwischen den beiden letzteren Konfraternitäten wegen einer Rangfrage Miß­helligkeiten aus. Der Streit kam bis zum Bischof. Die Agonie-Bruder­schaft gewann das Vorrecht. Diese stellte 1732 die erwähnten übertrie­benen Straßen-Szenen ein ®2). Neben den Angaben über das damals blühende religiöse Leben wurden uns auch Berichte über Diebstähle, insbesonders über K i r- chenschändungen überliefert. 1732 fanden mehrere frevel­80) M. 70. 81) Nach Umgestaltung des Missionshauses zum Diözesanpriesterseminar, wurde dessen Schutzpatronin die Unbefleckte Jungfrau (Immaculata Conceptio). 82) „1727. Apr. 11. Parasceve. Hic festum fori ... Hora secunda primum hoc anno, vestes, cruces sibi sponte procurantes, in publica processione sub cruce praevia poenitentes P. Superior cum socio Patre ad sepulchra Domini est comi- tatus. Schola est illis calefacta. In via aliquot pueri in vesculis aquarum calicem portarunt, ut disciplinantes a condensate sanguine liberari potuerint“ (Ephem. pg. 54). „1727. Jun. 8. Dominica SS. Trinitatis. Prima post Pentec. Hora secunde P. Praeses congregationis Agoniae ad sodales exhortationem habuit.“ (Ephem. pg. 55.) An manchen Orten führte diese Konfraternität den Namen Congregatio bonae mortis oder Congregatio Jesu Christi agonizantis. Vgl. G. Jablonkay, S. J.: Taxonyi János S.J. Kalocsa 1910. Bálint, a. a. O. 32. — Auch in Belgrad gründeten die Patres diesen Verein. Fontes et S t u d i a, 27.

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